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Hörspiel

Serdar Somuncu liest aus dem Tagebuch eines Massenmörders – Mein Kampf (Wort Art Hörbuch)

 

serdar1_shreddermagWenn man „Mein Kampf“ hört, dann kann es einem schon mal kalt den Rücken runterlaufen, doch warum? Einerseits ist klar, der Autor dieses Buches, Adolf Hitler, war nicht ganz dicht, andererseits weiss fast niemand so richtig, worum es hier eigentlich geht. Diese Bildungslücke schliesst der türkische Staatsbürger mit seiner kommentieren Lesung, die gezwungenermassen oft in Satire ausufert, denn die meisten Textpassagen, die übrigens stilecht im original Nazi-Gebell vorgetragen werden, kann man einfach nicht ernst nehmen. Wirre Aneinanderreihung von Sätzen, schlichte Dummheit, stumpfe Parolendrescherei und kranke Ideologie kommen so auf unterhaltsame Art und Weise ans Tageslicht. Dem Moderator geht es aber um mehr, als nur Teile des Inhaltes wieder zugeben. Kritisch beleuchtet er den problematischen Umgang mit diesem Buch (der Besitz ist erlaubt, das Buch ist aber an sich verboten) oder berichtet über vergangene Lesungen mit Nazis im Publikum, dserdar2_shreddermagie, so wie manes kennt, eh nur die Hälfte verstehen. Am Ende erreicht er sein Ziel: dank der geschickt inszenierten Vorstellung fängt der ungerechtfertigte Mythos, der „Mein Kampf“ seit Jahren unnebelt, an sich zu verflüchtigen und man kann beruhigt sagen: gut, dass wir darüber gesprochen haben.

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DVD-Corner

Viceversa – Love the City/Love Skateboarding

 

viceversa_shreddermagEndlich mal wieder ein anständiges Skatevideo aus unserer schönen Heimatstadt. Das Goodstuff-Team hat auch noch die letzte Rail und alle Ledges Münchens ausfindig gemacht, um diese mit feinstem Style zu Brei zu skaten! Sehr anständig, was da so an Tricks geboten wird. Dazu gibt es Musik von Flyswatter und für alle HipHopper unter unseren Lesern (gibt’s die?) auch noch vom Blumentopf. Also schnell ins Goodstuff, die neue Shredder-Ausgabe holen und die DVD kaufen! Und ein kleiner Tipp zum Schluss: Jeder der beim Betreten des Ladens „Geiz ist beschissen!“ brüllt, kriegt 0,5 % Skonto.

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DVD-Corner

Slime – Wenn der Himmel brennt / Die endgütlige Bandhistory (Weird System) 

 

slime_himmelbrennt_shreddermagSlime liefern, weit über 10 Jahre nach dem letzten gemeinsamen Auftritt, eine informative Dokumentation über die gesamte Geschichte der Band und präsentieren, nicht nur für Fans, ein geballtes Stück deutsche Punkgeschichte. Die 9 Konzertmitschnitte aus über zwei Jahrzehnten Bühnenpräsenz, unter anderem nie vorher veröffentliche Auschnitte vom Hausbesetzer-Open-Air 1981, das große „Viva St.Pauli-Festival“ am Millerntor und das Video zu „Schweineherbst“, bieten über 3 Stunden Entertainment, doch damit nicht genug. Zusätzlich enthält die Doppel-DVD eine Doku-Ebene, auf der sich die Band noch mal gründlich zu vergangenen Theman äußert und die einen oder anderen Gerüchte klarstellt. Weitere Hintergründe und Einzelheiten kann man dem 56-seitigem (!) Booklet, ja fast schon Buch entnehmen, dass wohl keine Fragen mehr offenlässt und über die gesamten Liedtexte hinaus noch massig Fotos und Infos enthält. 14 rare, teils unveröffentliche Audio-Tracks, befinden sich praktischerweise auch noch mit an Bord und runden dieses Monster-Paket zu einem wahnsinnig umfangreichen Vermächtnis der Band ab. Fairerweise muss noch gesagt werden, dass teilweise die Bildqualität der Konzertmitschnitte ein wenig zu wünschen übrig lässt, aber vor 20 Jahren war das mit der Aufnahmetechnik noch nicht so weit fortgeschritten und wir verzeihen an dieser Stelle.

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Gossip

Sexshop-Report

Der Sexshop – ein Ort der Widersprüche: Mysterium einerseits, doch auch Ort täglicher Wolllust. Terra Incognita und dennoch in aller Munde. Sündenbabel und Tabu zugleich… Ein idealer Ort für die Grundleitlinien des Shredder Mags: Recherchieren, Informieren, Aufklären! Ohne Vorbehalte, unvoreingenommen! So, genug Gesülze, hier die Fakten: Das katholische Bayern schien uns kein geeigneter Ausgangspunkt für diesen Artikel, so baten wir unser Hamburger Regionalbüro (an dieser Stelle vielen Dank an Shredder-Praktikantin Bini) direkt ins Herz der längsten Lustmeile der Republik, die Reeperbahn, zu gehen, um vor Ort das magische Geheimnis des Sexshops zu lüften: Was kann man dort eigentlich so alles kaufen? Und: Abgründe tun sich auf. Doch erstmal zu den Produkten, die eh jeder erwartet. Da wären zuerst einmal die klassiche Gummimuschi – hier das Modell „Frisur“ (1) – und Gummipuppe „Miss World special“ (2). Was das „special“ daran ist, wollen wir nicht wissen. Dann ein wenig versteckter Diss an alle Seemänner: die Penispumpe mit bezeichnendem Namen „Sailors-Pump“ (3). Soweit keine grossen Überrachungen, doch jetzt kommt’s faustdick: Bei der handlichen Gummifaust mit dem verheissungsvollen Namen „Fist“ (4) befällt einen langsam ein leichtes Unwohlsein, das bei einem Blick in die Videoecke nicht eben besser wird, findet man dort doch neben vielen anderen schlimmen Dingen den Film „Inzest“. Und da das Foto etwas undeutlich ist, hier nochmal der ganze Untertitel: „Wie der Vater mit dem Sohn! Es bleibt doch in der Familie!“ (5). Iss‘ mir schlecht! Heitere Ablenkung bietet da die elegante Humoristen-Boxershort „Schau mal, ich habe einen bunten Stoffpenis, an dem ein prima Flaschenöffner befestigt ist!“ (6). Wirklich ausgesprochen praktisch. Da fragt man sich doch sofort, wie man es eigentlich in Vergangenheit geschafft hat, sein Bier aufzukriegen? Doch die Zeiten sind vorbei! Unsere alten Stoffpenis-Hosen kommen in die Altkleider-Sammlung, ab jetzt werden nur noch Modelle mit Flaschenöffner getragen! Zuletzt noch ein Blauwal-Dildo in schwarz zum Schnäppchenpreis (7) und dann legen wir das Thema Sexshop aber ganz schnell wieder zu den Akten.. sexshop_shreddermag

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Buchtipp

Jürgen Teipel – Verschwende Deine Jugend (Suhrkamp)

 

Dverschwende_deine_jugend_shreddermagieses dokumentarische Werk erzählt in Form von Interview-Schnipseln von einer Menge Zeitzeugen die Geschichte, wie Punk in Deutschland angefangen hat. Von Peter Hein, Jäki Eldorado bis Blixa Bargeld kommen alle zu Wort, die damals von Rang und Namen waren. Ein sehr interessantes, authentisches und stets spannendes Buch, das mit dem blöden Film nix zu tun hat. Fazit auf jeden Fall: DAF waren die aller-krassesten und den besten Namen hat der KFC (Kriminalitätsförderungsclub). Sehr lesenswert!

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Buchtipp

Rocko Schamoni – Dorfpunks (rororo)

 

dorfpunks_shreddermagDer Autor – mittlerweile mit Studio Braun unterwegs – arbeitet in diesem Buch seine Jugend als einer der ersten Punks im ländlichen Schleswig-Holstein auf. Ohne unnötigen Tiefgang und mit einer ordentlichen Portion Selbstkritik erfahren wir hier alles vom getunten Moped über Kleinstadt-Rebellion bis hin zur alten Frage, was eigentlich Punk ist. Als kurzweilige Bettlektüre wärmstens zu empfehlen.

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Buchtipp

cheapshots_ambushes_shreddermagEndlich hat sich mal jemand aufgerafft und ein Buch über die richtige Technik für anfallende Kneipenschlägereien verfasst. Der Autor, die Riesen-Assel Marc „Animal“ MacYoung, plaudert hier aus dem Nähkästchen und vermittelt, auf über 240 Seiten, sein mühsam antrainiertes Wissen in Sachen „LA-Streetfighting“. Man merkt schnell, in welche Richtung das Buch tendiert, hätte man ja auch schon im Vorwort ahnen können, hier heisst es: „His hobbies include beer, embarassing his girlfriend in public, and just being a pest in general.“ Themen wie Blocking, Blows, Punches oder Kicks werden gründlich analysiert und erklärt, besonders erfreuten mich die Abbildungen, die den Autor persönlich im „Shit Happens“-Unterhemd in Action zeigen. Interessant wirdes auch bei den ausgefallenen Nahkampf-Handstellungen (Dragon, Leopard oder Eagle) und dem selbst-kreierten Finishing-Move namens „Night Nite Bunny Rabbit“. Dieser Schlag „ends the conflict by putting the sucker down for the court“, wichtig dabei: „It either knocks him out or hurts him so badly he cannot continue.“ Also wieder was dazugelernt: um dem Kampf zu gewinnen einfach immer schön aufes Maul hauen. Kaputte Bierflaschen und ähnliche Kneipen-Accessoires wie Billard-Coeus finden selbstverständlich auch seinen Platz im Buch. Ob der gute Mann bis drei zählen kann, sei mal dahingestellt, für eine Portion Watschen ist er in jedem Fall zu haben. Unser Tipp: Gerade jetzt zur besinnlichen Zeit das ideale Weihnachtsgeschenk!
„Cheap Shots, Ambushes, and Other Lessons“ A Down and Dirty Book on Streetfighting ans Survival. Paladin Press, ISBN 0-87364-496-4 

Gossip

…kramt im Archiv

Wir wärmen noch mal einen alten Bericht aus der Blitz-Illu, aus der Reihe „Ungewöhnliche Sex-Paare“, auf. Diesmal mit der eleganten Dagmar (31) und dem Sex-Punker Udo (27). Aber lest selber die Highlights des Interviews:

 

Bpunkersex_shreddermaglitz-Ilu: En Punker und ene Dame, paßt das denn?
Udo: Nie hätte ich gedacht, das ich mal was mir ener edel Tussi mache, aber Dagmar ist cool drauf und außerdem hat sie genug Kohle, daß ich nicht ackern brauche, geil, ne?“

Blitz-Ilu: Wo habt ihr Sex?
Dagmar: Wir gehen zu mir. Bei Udo ist die Wohnung nicht sauber genug. Von Putzen hält er nicht viel.
Udo: Genau, in Daggis Nobel-Bett bumst es sich schöner als auf meiner alten Strohmatratze.

Blitz-Ilu: Was liebt ihr vor allem aneinander?
Dagmar: Sein Freiheitsgefühl, seinen schönen Penis…
Udo: Sie macht alles mit – auch mal ene Runde wilden Po-Sex. und sie duftet immer toll, das kenne ich garnicht!“

Gossip

Diss des Monats – Tomatensaft

Der Diss des Monats geht dieses Mal an alle Deppen, die denken, sie müssen, nur weil sie in einem Flugzeug sitzen, Tomatensaft trinken. Das gibtes doch garnicht. Kaum kommt die Stewardess angerollt, schon schalltes aus jeder Ecke „Tomatensaft!“. Komisch daran ist, dass diese Menschen das ganze Jahr über nie Tomatensaft trinken, geschweige denn überhaupt daran denken. Dieser Saft existiert doch im Alltag überhaupt nicht, wahrscheinlich aus dem einfachen Grund: er schmeckt scheisse. Da haben sich ein paar Penner so einen dummen Hype einfallen lassen und jeder fällt drauf rein. Aber macht nur weiter so, ihr seid mit großer Wahrscheinlichkeit auch die, die jämmerlich jeglichen Cent-Betrag auf ihrer Pay-Back-Karte sammeln, den neuesten Klingelton runterladen oder zerissene Mode-Jeans tragen. Ich fürchte, ihr wart früher auch im Besitz eines Tamagochis… is mir schlecht.

Interviews

Sogar Shredder Mag feiert Weihnachten!

M ü n c h e n – Nach einem besinnlichen Auftritt in Dachau, hielten sich die Berliner Punkrocker von ZSK noch eine Weilchen in der Weltstadt mit Herz auf. Diese Gelegenheit nutzten wir, um Joshi (Voc, Git) und Eike (Bass, Voc) bei Zimtstern und Kerzenschein einige Fragen zu stellen.

S: Ihr seid gerade auf Tour, wie läuftes denn momentan. Was gibtes zu erzählen?

J: Also es läuft fabelhaft, seit dem Album-Release sind wir ununterbrochen unterwegs. Wir waren 2 1/2 Wochen mit den Donots auf Tour, 1 Woche mit International Noise Conspiracy und spielen die ganzen Wochenenden immer. Insgesamt haben wir über 60 Shows gespielt dieses Jahr, schon ne ganze Menge.

S: Du erwähntest die Int. Noise Conspiracy, habt ihr Dennis Lyxzén kennengelernt?

J: Ja klar, 4 Shows haben wir schon mit den Jungs gespielt, 2 kommen noch, sind schon nette Typen. Interessante Menschen.
E: Wobei man auch sagen muss, dass das halt nicht mehr Refused sind.

S: Das ist ja die Tour zum aktuellen Album „From Protest to Resistance“, mir persönlich gefällt es besser, als der Vorgänger, weil es mehr Power hat und homogener wirkt. Welche Unterschiede gibt es zu „Riot Radio“?

J: „Riot Radio“ war unser erstes Album, das war alles neu für uns, so mit Produzent, richtiger Produktion und 2-3 Wochen aufnehmen im Studio. Beim neuen Album waren wir schon ein eingespieltes Team, wir hatten wieder den gleichen Produzenten und da war alles nicht mehr so neu und wir konnten uns einfach viel mehr auf die Songs konzentrieren und mussten und nicht mehr mit dem ganzen Drumherum rumärgern, das war viel relaxter.
E: Wir haben uns auch länger auf ins Studio gehen vorbereitet,…
J: …wir haben sehr viel mehr Songs vorher fertig gemacht, die Vorproduktion gemacht und dann wirklich die besten Songs rausgesucht und die auf die Platte genommen, so dass das ein Knüller wird und wir sind wirklich sehr zufrieden. Ausserdem waren wir im Horus-Studio in Hannover, das ist wirklich erste Sahne, da haben auch die Donots, Such A Surge und Guano Apes aufgenommen, da ist alles sehr professionell. Toningenier war Gerhard „Anyway“ Wölfle, der hat dann noch das letzte rausgeholt.

S: Mir persönlich gefällt der Song „Was uns noch übrig bleibt“ am besten. Dort geht es um verloren gegangene Freundschaften, basiert das auf realen Erfahrungen?

J: Der Text ist von mir und lyrisch frei erfunden, aber die Thematik hat man schon. Freunde mit denen man früher auf Punk-Konzerten war oder die sich die neue Good Riddance-Scheibe geteilt hat, sieht man ein paar Jahre später und dann ist da nichts mehr. Nur noch Smalltalk, das ist schon komisch. Ich kannes den Leuten ja nicht übel nehmen, dass die kein Punk mehr hören, ich möchte das ja auch niemendem vorschreiben, aber Leute, die früher die selben Ideen hatten sitzen dann vor einem und man denkt, da sitzt ein komplett anderer Mensch.

S: Auf eurer E.P. covert ihr „Wir müssen raus“ von Ton Steine Scherben, das ist ja schon ein heißes Eisen, da die Leute das Original sehr schätzen…

J: Wir haben auch lange überlegt, ob wir das überhaupt machen. Wir hatten auch viele Ideen, haben dann aber gesagt, wir covern nur ein Lied, bei dem wir auch völlig dahinterstehen und sicher sind, dass das auch gut wird. Es gibt nichts schlimmeres als schlechte Coverversionen.

S: Zum Thema schlechte Coverversionen, wie steht ihr zu reinen Coverbands wie Me First…, die ja am Anfang ganz lustig waren, mir mittlerweile aber auf den Sack gehen.

J: Me First.. sind ja ein Spezialfall, das ist einfach ene Spaßband, so ne Best-Of-Band, aber an sich find ich den ganzen Coverkram nicht so spannend. Ist mal ganz lustig sich anzuhören, bin aber nicht ein Mega-Fan davon.

S: Seht ihr euch, auf Grund eurer politischen Einstellung als Scherben-Nachfolgeband? Wobei man schon vorsichtig sein muss, dass überhaupt zu sagen.

E: Wir sehen uns schon in der Tradition linker deutscher Polit-Band, Scherben-Nachfolger ist aber eindeutig vermessen und darum gehtes ja auch garnicht. Klar haben wir unsere Position und es ist uns auch wichtig, dass wir die nach Aussen tragen.

S: Euer Wort zum Sonntag?

J: Heute? Ja München ist ene Scheiss-Stadt mit nur Arschlöchern mit Pelzmänteln und das kotzt mich unglaublich an.

S: Da fühle ich mich aber angesprochen, wegen meinen schicken Pelzunterhosen!

J: Haha, aber die hält wenigstens warm! Nein, wir lieben die coolen münchner Leute, die gestern bei unserem Auftritt in Dachau waren, wir kommen auf jeden Fall gerne wieder hierher und feiern mit Euch, weil ihr sehr gut im Biertrinken seid.

S: Obwohl ihr manche Lieder auf deutsch singt, zähle ich euch nicht zu den typischen Deutschpunkbands….

J: … damit können wir uns einfach voll nicht identifizieren, dass heisst nicht, das wir was gegen Deutschpunkbands oder Deutschpunks haben, aber es ist halt nicht so unser Ding. Wir sagen von uns immer, wir machen Skatepunk.

S: Wie sieht dann euer Publikum aus?

E: Klar sind da schon auch Deutschpunks im klassischen Sinne mit Hänge-Iro und so am Start, auch viele Kids…
J: Ja, viele Skatepunk-Kids, die Anti-Flag oder Good Riddance hören. Was ich dabei blöd finde, dass sich Ältere immer aufregen: „Bei ZSK-Shows sind immer so viele Kids“, aber ich finde das super, genau das wollen wir. Das junge Leute nachkommen, die sich für Punk interessieren. Es ist schlimm, wenn Ältere so arrogant über die Kids herziehen, die ja alles falsch machen. Mit 13 hab ich mich sicher auch nicht immer richtig auf Konzerten benommen… ich freu mich immer über junge Hüpfer im Publikum.

S: Ich bin ein großer Fan von deutschen Bands wie …But Alive oder Muff Potter. Was könnt ihr unseren Lesern, in diese Richtung gehend, empfehlen?

E: Turbostaat.
J: Und die ganzen …But Alive-Scheiben natürlich auch. Markus Wiebusch ist ein guter Freund von uns.

S: Ein großes Lob für die Bonus CD, die dem Album beiliegt. Hier kann man sich ordentlich über brisante Themen wie Tierrechte oder Abschiebung informieren. Wie kommt das bei den Leuten an?

J: Sehr gut! Wir bekommen unglaublich viele E-Mails und Rückmeldungen von Leuten, die sagen, sie hätten von dem ganzen Inhalt noch nichts gewusst. Darum ginges uns auch, wir wollen niemandem vorschreiben, was er tun soll, haben auch nicht DIE Lösungsansätze aber wir sollen schon sagen, warum wir was scheisse finden. So bieten wir den Leuten die Möglichkeit, sich zu informieren, ein bisschen hinter die Kulissen zu gucken, und zeigen einfach, warum wir solche Texte schreiben.

S: Welche Band hat Euch politisch besonders inspiriert oder wachgerüttelt?

J: Am Anfang waren es die Dead Kennedys und dann ganz klar Propagandhi. Großartige Band, die sind z.B. auch mitschuld, warum ich angefangen habe, Vegetarier zu werden oder mich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen.

S: Was haltet ihr eigentlich von Reunion-Shows? Die „Misfits“ haben letzte Woche ein Trauerspiel abgeliefert, die Spermbirds haben hingegen auf der aktuellen Tour übelst gerockt. Zerstört das eurer Meinung nach den Mythos oder die Legende einer Band?

E: Also Mythos und Legendenbildung ist ja erstmal fragwürdig… ist aber auf jeden Fall schwierig wenn klar ist, die Leute kommen nur zusammen, um das große Geld abzugreifen was die Kids bringen, nur um ihre Vorbilder nochmal zu sehen. Ich sehe das eher kritisch.
J: Grundsätzlich spricht aber generell nichts gegen ene Reunion, es gibt auch gute Reunions, so istes nicht. Wir haben allerdings vor einem Jahr mit den Dead Kennedys in Italien gespielt und das war einfach ein Trauerspiel. Ich habe die echt respektiert, aber das hat alles zerstört.

S: Noch man zu den Misfits: Eure Meinung zu conservativepunk.com?

J: Ach leck mich am Arsch, was für Volltrottel.
D: Ach das sind doch nur ein paar Vollidioten, die sind voll zu ignorieren. Da wird ein Riesenhype drum gemacht.

S: Auf dem Track „We Are The Kids“ sind Mitglieder von den Donots und Waterdown zu hören. Wie stehtes mit dem Kontakt zu anderen deutschen Bands?

J: Man lernt sich halt so kennen und da sind mache, mit denen kommt man ganz gut aus, mit anderen hat mal halt mehr zu tun. Zum Beispiel mit den Donots, die kennen wir schon sehr lange jetzt und das ist eine wirklich gute Freundschaft. In Berlin haben wir auch viel Kontakt zu anderen Bands, z.B. zur Terrorgruppe.

S: Als Nicht-Berliner könnte man den Core Tex oder das Wild At Heart kennen. Was gibtes noch? Bitte ein paar Tipps für unsere Leser.

J: Also in Kreuzberg und Freidrichshain ist die Auswahl ja sehr groß, der größte Laden ist nach vor das SO36 und sonst finde ich es immer cool, in die Köpi zu gehen. Das ist das letzte besetzte Haus in Berlin, die haben eine große Konzerthalle mit Platz für 300 Leute, dort haben wir auch schon gespielt.
E: Ansonsten einfach mal die Rigaerstraße in Friedrichshain hoch und runter saufen, das ist auch ne nette Angelegenheit.

S: Auf einer Fanpage (www.punkrockmaerchen.de) gibtes ein Quiz (Joshi fängt an zu lachen) bei den man, nach richtiger beantwortung aller Fragen, dich Joshi, nackt auf der Bühne sieht. Machst Du das öfters?

J: Ne, das passiert nur ganz selten, gehört eigentlich nicht zu meinem Standardprogramm.

S: An Hand eurer Internetadresse (www.skatepunks.de) kann man sehen, das ihr Skater seid oder mal wart. Was trifft da zu?

J: Also unser Schlagzeuger und ich sind früher sehr viel gefahren, gerade auch weil wir ene Zeit in den USA waren und viel mit der Skate- und Punkszene zu tun hatten. Gerade dort sind die Szene ja eng miteinander verbunden, hier ist das ja leider nicht so. Heutzutage bleib uns leider keine Zeit mehr dafür.

S: Skaten verkommt meiner Meinung nach immer mehr zu einem vermarkteten Style-Ding, wo überwiegend Hip Hop gehört wird und teure Klamotten an der Tagesordnung stehen. Seht ihr das auch so?

J: Die Gruppe der Skater die Punk hören ist definitiv viel kleiner als die, die Hip Hop hören… Mittlerweile ist Skaten ein riesiger Industriezweig und es bleibt dann einfach nicht aus, das sich da teure Marken einschmuggeln. Die Leute müssen einfach selber wissen, was sie machen. Wenn sich jemand seinen Volcom-Pulli für viel Geld kaufen möchte, dann soll er das doch machen, da hab ich keine Probleme damit. Es muss jeder selbst wissen, was er tun.

S: Was hört ihr denn noch ausser Punk? So weit ich weiss, gefällt dir Joshi, Darkest Hour sehr gut. Aber wenn man jetzt mal an ruhigere Töne denkt?

J: Ja! Wahnsinnig gute Live-Band. Justin Sanes Solo-CD ist auch sehr gut. Ansonsten sind leisere Töne einfach nix für uns glaube ich, ich kann das nicht ab.
E: Die Weakerthans, Bright Eyes.

S: Momentan bommt sog. Metalcore á la Killswitch Engage, gefällt auch das, oder seht ihr das als aktuelles Zeitphänomen?

E: Die neue Caliban ist schon ziemlich gut, mich flasht das schon, ich weiss nicht, wie das die anderen sehen.
J: Ach ich hör sowas auch ganz gern, aber ob das nun Trend ist oder nicht, darüber mach ich mir keine Gedanken. Mir ist das egal, ich hör das was mir gut gefällt.

S: In euerm Video „Keine Angst vor Euch“ wird in der Öffentlichkeit ordentlich Plakatiert und gesprüht. Seht ihr Streetart als Form von Protest, wie es z.B. der englische Künstler Bansky (www.banksy.co.uk) betreibt?

J: Ich findes immer super, wenn Künstler ihre Kunst nutzen, um auf die Sachen aufmerksam zu machen. Gerade in Berlin gibtes ja ein Haufen von Stencils und ich freu mich immer über politische Stencils und Wallpaper. Ich find das immer super, wenn Künstler sich politisch engagieren.

S: Wer ist für das ZSK-Design zuständig?

J: Eigentlich machen wir das alles zusammen und das ist uns auch sehr wichtig. Unser Schlagzeuger hat z.B. unser Cover entworfen, Eike hat eine Schablone daraus gebastelt und gesprüht, das haben wir dann wieder eingescannt und so weiter. Wir machen auch alle T-Shirts selber.

S: Gilt das selbe auch für euer Klamotten-Label Moshpit Clothing?

J: Wir haben natürlich Leute, die Moshpit Clothing für uns machen, wir selber haben einfach keine Zeit dazu. Da haben wir aber alle Fäden in der Hand und da geht auch nichts raus, was wir nicht abgesegnet haben. Gerade was graphische Sachen betrifft, da haben wir immer ein Auge drauf. Wir designen auch viele Anzeigen selbst, weil uns das sehr wichtig ist.

S: Das alles hört sich nach einer Menge Arbeit an, bleibt da noch Zeit für Hobbies?

J: Leider nein. Also im Moment gerade überhaupt nicht und das ist schon so langsam an der Grenze alles. Ich bin echt froh, wenn ich ein paar Tage in der Woche in Berlin bin, am Wochenende fahren wir dann schon wieder los und wir versuchen halt nebenbei noch unser Studium auf die Reihe zu kriegen. Ansonsten Hobbies…wir gehen in Berlin halt gerne zu Konzerten und Demos und solchen Sachen, aber neben der Band bleibt halt einfach keine Zeit für irgendwelche Hobbies.

S: Wenn man das alles so sieht, dann halte ich euch für eine sehr kreative Band, bis auf euren Namen. So weit ich weiss, kommt ZSK von ZK, dem damaligen Toten-Hosen Vorläufer. Ich finde es ein bisschen einfallslos, da einfach einen Buchstaben dazwischenzuschieben und dann zu sagen: „Das sind jetzt wir“.

J: Hey, das war einfach 97! Da war ich 14, wir hatten wir gesagt, wir machen ne Band und wir brauchen enen kurzen knackigen Namen. Da sagten wir einfach „ZSK“, weil wir finden ZK gut und keine Ahnung… wir haben einfach einen kurzen knackigen Namen gesucht. Ich meine wie toll ist der Name NOFX? Der ist auch nur toll, weil die Band so groß ist. Das war einfach das Ding und jetzt heißen wir halt so, es darf sich immer jeder selbst aussuchen, was das bedeuten soll.

S: Habt ihr Ziele für das nächste Jahr? Eine Tour in Amerika vielleicht?

J: Oh ja, wir haben ganz große Ziele. Erstmal ist unser Album auch in Holland erschienen, deswegen werden wir auch Holland-Shows spielen und dann erscheint im Februar auch ein internationales Album, wo wir englische Songs von ersten und zweiten Album raufkommen. Das kommt in ganz Europa raus und im März gehen wir 3 Wochen auf Europa-Tour. Die USA-Tour findet noch nicht statt, dass würde uns freuen, aber so weit sind wir noch nicht. Gerade als deutsche Band ist es sehr schwierig da Fuss zu fassen, da man immer einen deutschen Akzent raushört und das hassen die. Wir machen alles Schritt für Schritt und dann sehen wir mal, was passiert.

S: Ok, ein abschliessendes Wort an unsere Leser?

J: Ja, vielen Dank für das tolle Interview und wenn wir wieder in München spielen, seid ihr alle herzlich eingeladen, dann machen wir uns nen schönen Abend!
E: Richtig, ich danke auch.

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Modetrend

scheisshut_shreddermagDas wir nicht jedem Modetrend hinterlaufen, sollte wohl allen klar sein. Mit Schrecken mussten wir jedoch feststellen, dass wir von Mode nicht mal die leiseste Ahnung haben. Folgendes Accessoire klärt warum. Trägt man heutzutage sowas? Hmmm…

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Editorial #17

Früher fanden wir ja noch alles, was mit Geld verdienen zu tun hatte, unmoralisch. Aber jetzt sind wir älter und haben daheim hungrige Mäuler zu stopfen und das Haus will ja auch irgendwie abbezahlt werden. Und man will den Kids ja auch was bieten können, mal ne Woche Club Robinson, ein neues Mountain Bike oder mal eine vernünftige Armbanduhr. Und weil jetzt auch langsam mal wieder ein neuer Vectra Kombi (die alte Familienkutsche setzt auch langsam Rost an) fällig wird, muss Geld her. Deswegen haben wir unsere Seelen, Hinterteile, das Shredder Mag, unsere Integrität, unsere Freunde und alles, was uns jemals etwas bedeutete, aufgegeben und bieten wesentliche Teile des Shredder Mag multinationalen Konzernen als Werbeplattform feil. Naja, Punk war ne coole Zeit, aber man muss auch irgendwann mal erwachsen werden.
Eure Wirtschaftswoche

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Shredder Einlauf #10: Mode

Shredder Einlauf #10: Mode

 

shreddermag_shredder einlauf_logoZugegeben, blind zu sein, ist vermutlich mitunter schon ein wenig unpraktisch. Die Orientierung im Alltag ist erschwert, Snowboarden oder Skaten kann man ziemlich vergessen und Pornos gucken verkommt zum albernen Bumsgeräusche-Erlebnis. Eines bleibt einem jedoch erspart: Man muss sich nicht täglich mit der Scheisse auseinandersetzen, die ein Grossteil der Bevölkerung als Kleidung trägt. Das Thema Mode bleibt aussen vor. Ja, es kann einem egal sein. Egal! Uns geht es da schon anders. Egal, ob bei der samstäglichen Shopping-Tour zum Dallmayer (bei der Qualität von Lebensmitteln machen wir keine Abstriche), abends im P1 oder mitten am hellichten Tag, irgentwo in einer beliebigen Strasse (z.B. auf dem Weg von zu Hause zum Aston Martin-Händler), überall schlägt einem der in hässliche Kleidung manifestierte schlechte Geschmack mit voller Wucht ins Gesicht, beziehungsweise auf den Magen. Kleinste Wege verkommen zur Deppen-in-Scheissoutfits-Safari.

 

Nun, seit Jahren probieren wir immer wieder im Shredder Mag einzelne Aspekte des Themas Mode aufzugreifen und so unseren werten Lesern zu helfen, die schlimmsten Fehler zu vermeiden. Doch seien wir ehrlich: Viel haben wir damit nicht erreicht. Immer noch sehen wir fast täglich Leute mit Schlüsselbändern, T-Shirts mit Sprüchen, dummen Bärten,… es ist ein Trauerspiel! Doch, die Hoffnung stirbt zuletzt, darum hier ein weiterer Versuch im Kampf gegen den schlechten Geschmack und beschissenes Aussehen. Vielleicht der letzte, bevor wir uns resigniert und verbittert in unsere Chalets im Tessin zurückziehen, das Haus nicht mehr verlassen und lustlos und übellaunig die uns noch verbleibende Zeit mit südamerikanischen Unterwäsche-Models totschlagen.

 

Fangen wir mit einem steten Quell komischer Kleidung an: der Jugendkultur. Jugendliche wollen sich von der Erwachsenenwelt und untereinander unterscheiden. Darum organisieren sie sich ganz nach Neigung in Gruppen, die gemeinsame Hobbies und Werte teilen, und achten peinlich genau darauf, dass sie a) anders als Erwachsene und Mitglieder anderer Gruppen und b) exakt wie alle anderen in der eigenen Gruppe aussehen. Dies treibt mitunter ziemliche Blüten, die wir nun ausreissen und am Boden zertreten wollen.

 

Fairerweise geht es mit der Jugendkultur los, der wir uns am nähesten fühlen an: Der gute alte Punk verkommt bei Konzerten leider regelmässig zur Klon-Veranstaltung. Folgende Prototypen fallen ins Auge: Der Schicki-Punk (gepflegt-asslig, mehr Accessoires als eine Oma Porzellanpuppen auf dem Sofa, hat schon mal ein Lied „The Clash“ gehört und kauft seit dem alles an Buttons und Aufnähern, was man von denen so kriegt), der Skinhead (hier kann man sich besonders stereotyp kleiden, z.B. einfach mal ein Fred Perry-Shirt zu Hochwasser-Jeans anziehen – wow!), der Skater (nach Möglichkeit alles von Vans oder Volcom und die Hose nicht zu eng), der Rocker (dunkle Jeans, Stiefel, Schleim in den Haaren, viele Ketten, Tätowierungen) und der Hardcore-Typ (Mischung aus Skater und Skinhead). Bevor nun der Einwand kommt, wir von der Shredder Redaktion wären selbst nicht ganz gefeit, Elemente der oben genannten Outfits in unser Äusseres zu integrieren, wechseln wir schnell das Thema und hacken lieber auf den Alternative-Grunge-Spastis rum, denn die kann wirklich keiner leiden und geben damit ein prima Opfer ab. Also meine lieben eine-Mark-Kurt-Cobains mit verlauster Scheiss-Zottelmatte: Schlechter Körpergeruch und ungewaschene Haare sind kein guter Weg, um seine Verachtung für die Gesellschaft auszudrücken, ein Ziegenbart ist nicht freaky, sondern für Wichser, und auch Wolle Petry und Axl Rose tragen zerrissene Jeans. Darum unser Vorschlag zur Güte, eine Kippe könnt Ihr Euch noch drehen, dann aber marsch ab in Bett und morgen brav ein neues Leben angefangen!

 

Besonders alberne Kleidung tragen die Anhänger einer weiteren Jugendkultur: die HipHopper. Unserer Interesse an HipHop (ist ja übrigens nicht nur Rap, sondern auch Breakdance und Grafitti – wusstet Ihr das schon…) sollte hinlänglich bekannt sein, unsere Meinung zum zugehörigen Kleidungsstil wird hiermit nachgereicht: Das kalte Kotzen kommt uns, wenn wir diese kleinen, beschissenen HipHop-Proleten und Pausenbrot-Gangster sehen. Immer schön einen auf Pimp machen, rumprotzen und sich in der Gruppe stark fühlen. Wow, gute Leistung, Jungs! Dazu im scheiss XXXL-Frottee-Trainingsanzug-Schlabber-Look rumgammeln und sich gegenseitig einen reinclappen, wie cool man doch wieder ist. So ein lächerlicher Aufzug gewinnt höchstens bei einer Pyjama-Party einen Preis: den des größten Arschlochs nämlich. Uns regen auch immer wieder die 17jährigen Hasenbergl-Prolls auf, die mit spärlichem Schnauzer im C&A-Anzug einen auf oberlässigen Westcoast-Champagner-Hustler machen, sich in Wirklichkeit aber mit „Dr. Katlenberger Erdbeer-Schaumwein“ für 1 Mark die Rübe wegballern. Geht’s noch ärmer? Allein schon die Marken : Pelle Pelle (was?!), Southpole, Karl Kani (der berühmte Designer aus New York – ahhhhh!). Geht‘s noch beschissener? Um das Ganze abzurunden, werden an beiden Ohren Plastik-Brillianten (sog. „Bling-Bling“) zur Schau gestellt, nicht zu vergessen die riesigen Goldketten und die Ghetto-Strümpfe (Anti-Thrombose?), als Kopfbedeckung. Wer so rumläuft, ist immer und definitiv ein Arschloch. Wir gehen hier nur nach den äußeren Werten? Gut erkannt!

 

Von einer weiteren Gruppe, dachten wir eigentlich, dass sie längst ausgestorben wäre: Die Raver. Aber es gibt sie noch und sie schau‘n auch immer noch gleich aus. Hässlich nämlich. Kaum eine Jugendkultur gibt sich soviel Mühe, sich Outfits dermassen an den Haaren herbei zu ziehen. Um so absurder, um so besser – ein echter Höhepunkt der Jugendkultur. Stellt Euch Samstag Abend an den Ostbahnhof und geniesst die Aussicht. Wahnsinn! Unglaublich! Die männliche Fraktion (mind. 1.80m, max. 40 kg, ungesunder grau-grün-gelb-fahler Teint) picklige, gepiercte Teeniegesichter, riesige trompetenförmige Arschloch-Hosen und „Stachelrucksäcke“. Die Frauen (max. 1.50m, max. 30 kg oder min. 130 kg, ungesunder grau-grün-gelb-fahler Teint) trumpfen mit 30 cm Plateausohlen, den obligatorischen Pickeln (vom vielen Ecstasy, ha ha) und allerlei Flokati auf. Dazu (Geschlecht egal) lustige Frisuren, bei denen bunt gefärbte Stacheln in den Himmel starren und sich dabei wünschen, aus jemand anderes Kopf zu wachsen, und die Kleidung nach Möglichkeit aus Materialien, die für Kleidung gar nicht geeignet sind: Neopren, Teflon, Asbest, Kryptonit oder einfach mal die gute alte Alu-Folie. Liebe Raver, weiter so, Ihr seht zwar scheisse aus, tragt jedoch wenigstens zu unserer Erheiterung bei.

 

Der Spaß hört aber ganz schnell wieder auf, wenn man einem Atomic-Café-Pseudo-jetzt-Magazin-Intellekto-Penner über den Weg läuft! Wie kann man denn freiwillig ein braunes Cord-Sakko mit noch brauneren Flicken am Ellenbogen, darunter eine (stinkende) Adidas-Trainingsjacke (weil vom Kleidermarkt) und dazu am besten alte Sneaker (wie Adidas „Gazelle“ – sind wir im Zoo?) oder original Turnschuhe von der Bundeswehr tragen? Verstehen wir das falsch, die wollen doch eins auf die Fresse, oder? Aber damit nicht genug, der ständige „Ich bin eh viel geiler, als ihr alle, weil ich studiere Germanistik (oder ähnlichen Scheissdreck) und hab Kafka und Hesse unter’m Kopfkissen“-Gesichtsausdruck tut sein übriges, genau wie die obligatorische, dicke Hornbrille und die selbstgedrehten „American Spirit“-Zigaretten (oder mindestens NIL). Dieses „ausgefallene“ Outfit und leichte Züge von Arroganz, würden gerne als Understatement und Individualität gewertet werden und sollen zeigen, dass diese Penner einen „eigenen“ Kopf haben. Hm, diesen soll ihnen doch bitte einfach mal jemand abschlagen…
Und wenn wir schon von blöden Germanistik-, Komperatistik- oder Theaterwissenschafts-Studenten reden, dann widmen wir uns doch gleich dem gesamten Studentenpack. Über eine große Gruppe gleich gesinnter, die Juristen und BWLer nämlich, müssen wir uns mal näher unterhalten, denn die denken auch ganz gerne mal, sie wären was „ganz besonderes“. Warum? Sind gefälschte Ralph Lauren-Komplettoutfits (aus Rimini für 10 Euro) oder rosa Poloshirts mit hochgeklapptem Kragen (wichtig: NIEEEE den Kragen hochklappen! Wieso auch?) etwa DER Renner? Sind Männer, die Caprihosen tragen, auch nur ansatzweise sexy? Kann man Pullis noch dümmer tragen, als locker über die Schultern hängend? Muss man rumlaufen, als wolle man gleich zum Golfen oder zum Segeln? Unsere Antwort: Nein.

 

Die Großfamilie der Nerds – also alle Anhänger der technischen Studiengänge – kommt, wenn man es genau nimmt, mit einen einzigen Kleidungsstück aus: dem Anorak! Dieses modische Meisterwerk kombiniert auf spektakuläre Art und Weise, das Praktische mit… ja mit was eigentlich? Um so mehr Bändsel, Reißverschlüsse und Taschen, um so besser! Ich muss nicht noch erwähnen, dass der gemeine Anorak ausschliesslich in den Farben „senf“, „flieder“, „Flitzekacke“ oder „mittelgrau“ erhältlich ist, oder? Mit 100%iger Sicherheit kann man darunter einen Fleece-Pulli entdecken. Über diesem Gesamtkunstwerk baumelt dann der gute alte „TU München“-Rucksack, den man eigentlich schon am ersten Studientag verbrannt haben sollte, oder wahlweise werden die Studienunterlagen und die neuste Ausgabe der „CB-Funk World“ im schnieken Handkoffer im Platinen-Design herumgetragen. Ihr kleinen miesen Arschlöscher!

 

Kommen wir nun zu den restlichen, übrig gebliebenen Jugendlichen und „Junggebliebenen“. Diese Kandidaten lassen sich weniger durch ihre mittels Kleindung zur Schau getragene Gruppenzugehörigkeit identifizieren, als durch den dringenden Wunsch (bitte, bitte, bitte, bitte), irgendwie „stylisch“ auszusehen. Der dezentere Fan elektronischer Musik zum Beispiel erfreut sich an sogenannter „Clubwear“. Wir nennen diesen Typ mal der Einfachheit halber mal „dummes Medien – Arschfick – Drecksficker – Huren – Klugscheisser – kurzer – Pimmel – Möchtegern – Metro – Arschloch“. Merkmale der männlichen Exemplare wären da in etwa: ärmellose Hemdchen, dicke Holzketten, Stylo-Sonnenbrillen (z.B. mit Farbverlauf – seit 10 Jahren der heisseste Mode-Geheimtipp…), hellblaue Jeans mit „abgefahrenen“ Taschen, Stickereien und Nähten, riesige Gürtelschnallen, das obligatorische Schlüsselband (Wie oft sollen wir es denn noch sagen?), silberne Nikes oder Puma-sieht-aus-wie-ein-Fussballschuh-ist-aber-keiner-Scheisso-Latschen und – aber darauf kommen wir später noch einmal zu sprechen – Meshback-Caps. Die weiblichen selbst-ernannten „Stylerinnen“ zeichnen sich vor allem dadurch aus, möglichst wenig an zu haben (was aber eigentlich schon wieder ganz OK ist).

 

Tja, irgendwann ist auch die Jugend vorbei und der „Ernst des Lebens“ (der ganz nebenbei übrigens meinen Sack fressen kann) fängt an. Naja, eines Tages erwischt es einen, man landet in einer beschissenen Firma (die z.B. Fugendichtungen für Lüftungsanlagen herstellt), muss arbeiten und stellt sich – wahrscheinlich zu ersten Mal – in seinem kümmerlichen Leben die Frage: „Was ziehe ich an?“. Doch hier gilt eine einfache Gesetzmässigkeit: Wer als Student schon scheisse aussah, der langt auch im Beruf zielsicher ins Fettnäpfchen. Und so entsteht es dann – ein Panoptikum hässlicher „Business-Kleidung“: Die bunte Fliege (gern getragen von Wahlforschern und Chefvolkwirten), Schnallen-Lack-Leder-Slipper mit Bommeln an den Füssen von Osram-Angestellten („Hey, die sehen auch zu meinen Armani-Karotten-Bügelfalten-Jeans chic aus.“) und Informatiker, die auch noch mit 40 so aussehen, als hätte ihnen Mutti die Kleidung rausgelegt (was – heilige Scheisse! – wahrscheinlich meist sogar auch noch die Wahrheit ist). Bankkaufmann-Azubis beweisen in schlechtest sitzenden, bordeauxfarbenen Arsch-Sakkos am Schalter ebenso wie angehende Sekretärinnen, die sich in ätzende 100%-Polyester-Kostüme zwängen und krampfhaft versuchen, gut und kompetent auszusehen (momentan angesagt: das Modell „Presswurst“), stilsicher null Geschmack. Ach ja, falls jemand gerade zu schnell gelesen hat, kein Problem, wir weisen noch mal darauf hin: die Farbe Bordeaux ist generell immer tabu! Scheissfarbe! Aber hallo!

 

Der harte Arbeitstag geht zum Glück auch im schlechtesten Outfit vorbei und schläft man zu Hause nicht sofort auf dem Sofa vor einer Wiederholung „Golden Girls“ ein (was ein Leben!), lauert ein Feierabend voller langweiliger gesellschaftlicher Verpflichtungen oder langweiliger Rendezvous mit langweiligen Sexualpartnern in spe auf einen und damit eine weitere Klippe der Modewelt, die erfolgreich umschifft werden möchte: die Abendgarderobe. Ein zugegebenermassen schwieriges, aber nicht unlösbares Thema. Der Großteil der Bevölkerung ist jedoch hoffnungslos überfordert, wenn ein Geschäftsessen, die Hochzeit des besten Kumpels oder der 50. Hochzeitstag der Eltern auf der Agenda stehen. Manch (vermeintlich) cleverer Kopf löst das Problem im Handumdrehen mit einem Frack. Falls man nicht gerade zufällig Konzert-Pianist oder amtierender Pinguin-Wettbewerb-Vize-Weltmeister ist, leider fast immer falsch. Wer uns nicht glaubt, dass Fracks nicht gut sind, der sei darauf hingewiesen, dass sowohl Thomas Gottschalk, als auch der gute alte Dieter „Diddi“ Thomas Heck stets im Frack auftreten. Und die beiden sind… na…. kommt Ihr drauf? Am härtesten trifft es die Kleinen unter uns, die vor einem „besonderen Anlass“ von Mutti so richtig „rausgeputzt“ werden. Tja, wenn die Eltern schon nix drauf haben (er im roten Sakko mit gelben Tüchlein in der Brusttasche, sie im türkisen Rüschen-Inferno), haben auch die Kinder nix zu Lachen. Diese armen Schweine werden dann von Mutti in ein riesiges, farbiges Sakko gesteckt, der obligatorische Seitenscheitel darf nicht fehlen, so dass der Rest der Familie den ganzen Abend über den „jungen Mann“ redet und staunt, wie erwachsen er doch schon ist. Im Regelfall sehen aber die Gastgeber am beschissensten aus, da immer zu wenig Zeit fürs Styling eingerechnet wird und den Gästen dann in Bademantel, mit Lockenwicklern im Haar, die Tür geöffnet wird. Besonders krass sind Hochzeiten, wie man sich in den Auslagen von Fotogeschäften (Abteilung: Hochzeitsbilder) überzeugen kann: 160kg-Sachbearbeiterinnnen träumen im kitschigen rosa-schiller-Plastik-Prinzessinnen-Outfit (Farbe: „plexiglass“) von der großen Liebe, während der Bräutigam im fiesen rot-grün schillernden Anzug (so ein glänzender Ätzo-Stoff – keine Ahnung wie der heißt – aber Ihr wisst hoffentlich, was wir meinen) mit besticker Weste und (klar) Schnauzer, eine ähnlich schlechte Figur abgibt. Ein Traum!

 

Nach der Hochzeit ziehen die Jahre ins Land, von heute auf morgen kommen die Wechseljahre und die Braut von damals denkt: „Jetzt muss ich mich mal verändern!“. In dieser Phase brauchen diese Frauen dann extra beschissene Outfits, die total „abgefahren“ wirken sollen und „mal was anderes“ sind. Dazu zählen lustige Brillen (z.B. achteckige Gläsern im dreieckigen Rahmen), unsymmetrische Frisuren, übertrieben lange Ohrringe (selbstverständlich nur EINER) und total „freche“ Kombinationen wie z.B. einen Rock über der Jeans tragen oder Pullis mit nur EINEM Ärmel. Wir empfehlen, die Frustration über die Nichtigkeit des Seins entweder zusammen mit einem qualifizierten Therapeuten zu bearbeiten oder einfach Tabletten-abhängig zu werden, aber nicht, zum Schaden der Umwelt in dummer Kleidung auszuleben. Der „freche“ Kleidungsstil ist bei Männern eher selten, aber das wird durch ein anderes Patentrezept für schlechtes Aussehen wett gemacht, das seine Ursprünge in den 90er Jahren hat und von uns mal „Andreas Türk-Style“ getauft wird (ganz nebenbei, ist der nicht mittlerweile wegen Vergewaltigung im Knast?). Dazu benötigt man lediglich einen Anzug (C&A reicht dicke) und ein übertrieben knalliges Hemd (gerne türkis, lila oder orange und schön weit offen lassen) mit 70iger-Jahre-Riesenkragen, den man dann gewitzt über den Kragen des Sakkos schlägt , so dass dieser komplett verschwindet. Wie lustig! Kein Talkmaster, der etwas auf sich hielt, kam ohne diesen modischen Fauxpas aus! Halt: Mir fällt spontan Arabella Kiesbauers „Kartoffelsack-Faltenrock mit Fellstiefeln und wallender Rüschenbluse“ oder Hans Meisers „Grau-in-grau-in-grau-Langweilo“-Outfit ein, aber das sprengt hier eindeutig den Rahmen. Wir wollten das alles nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben, heutzutage trägt eigentlich niemand mehr so ein total dummes ein Talkmaster-Outfit – bis auf wenige Ausnahmen: Big Brother-Deppen, Comedians oder Schlagersänger pflegen dieses Tradition schon noch mit Ehrgeiz. Fällt Euch da was auf?

 

Vom Schlagersänger ist’s nicht weit zum Musikantenstadel und zur Wies’n – unsere nächsten Tatorte, denn: es geht um Lanshausmode. Ihr wisst schon diese Möchtegern-Tracht-Fantasia-Scheisse. Hier ist es mal wieder nötig ein generelles Verbot auszusprechen: Landhausmode geht garnicht! So ein Müll: Klamotten aus alten DDR-Postsäcken mit tollen Kordeln und Lederapplikationen, sau-unmotiviert mit irgendwelchen Frakturschriften bedruckt (Aufschrift: Wurstsalat, Ammergauer Postillion 1746 oder Lech am Inn (!)…) sind einfach nur blöd und überflüssig. Genauso wie diese ekligen über 50 Jährigen Sonnenstudio-Exjunkie-Schabraken in Leder-Landhaus-Hot-Pants, die einem nach 21:30 Uhr auf der Wiesen zu Nahe kommen. Bäh! Ach so, noch was: wer sich im übrigen nicht als CSU-Burschenschafts-Affe outen möchte, sollte auch die Finger vom Trachtensakko lassen.

 

So ein Stress. Da hat man sich schon mal ein wenig Urlaub am Meer verdient. Doch auch hier das selbe Bild. Neben viel nackter Haut (die man meist lieber nicht sehen würde) fallen einem hier vor allem Männer in String-Badehosen auf. Ein besonderr Trend bei jüngeren Semestern: Sobald ein Strand in der Nähe ist, machen alle Klamotten-mässig schön einen auf lässigen Surfer (hahaha, wir auch), aber keiner kann’s.

 

Grandiose Überleitung zu Sportbekleidung! Hier gilt gerne mal die Devise: funktional (wobei die Funktionalität in der Regel in der Marketing-Abteilung und nicht im Versuchslabor ersonnen wurde) und bunt. Besonders bei Radkleidung geht’s voll ab. Wer kennt nicht die 50jährigen Penner, die sonntags die Landstassen auf Ihren 6.000€-Atom-Rennrädern unsicher machen und 43-farbige Trikots mit 5-farbigen Helmen und 9-farbigen Radlerhosen tragen. Überhaupt:: Radlerhosen, bzw. Leggins (bei Joggern gern gesehen) haben eh schon mal prinzipiell nicht an Männerbeinen zu suchen. Wo sollen denn da die Geschlechtsorgane hin? Ah, verstehe: Welche Geschlechtsorgane… Aber: Wer fleissig joggt, muss wenigstens nicht auf der Würdeleiter in den Keller steigen und im Übergrössen-Laden unter dem Motto „Dick & Chic“ oder „Modische Kleidung für starke Frauen“ kaufen. Hier die traurige und ungeschminkte Wahrheit: Kleidung, von der behauptet wird, sie würde Fettsein kaschieren, brandmarkt meist den unglückseligen Träger, als mit seiner Figur unzufrieden, macht ihn aber leider nicht mal optisch dünner.

 

So jetzt reicht’s aber langsam! Beim Schreiben wird einem noch mal so richtig bewusst, was einem da tagtäglich eigentlich alles zugemutet wird! Und weil das Inferno, was die meisten schon bei der Wahl von Hose und Oberteil anrichten, noch nicht schlimm genug ist, gibt es auch noch so etwas wie Accessoires. Die machen alles immer noch viel schlimmer machen, z.B. kleine Ansteck-Teddybären auf dunkelgrünen Spiesser-Mänteln (seinerzeit tatsächlich gesehen bei einem Mädchen in der Nachbarklasse). Schockierend! Viel populärer ist aber der Mist, der mit Kopfbedeckungen gebaut wird! Wir greifen nur zwei Kategorien auf: 1. witzige Kopfbedeckungen (z.B. Wies’n-Hüte im Fass-Design, Cap mit Solarzelle und Ventilator, unzählige bunte und kein bisschen witzige Raceboarder-Plüsch-Kopfbedeckungen mit tausend Bommeln,…). Noch mal für alle, die beim Shredder Mag-Artikel über „lustigen T-Shirts“ nicht aufgepasst haben: Kleidung ist kein Ort für Witze. Witze erzählt man sich, man trägt sie nicht! 2. Kopfbedeckungen, die mal sau-in waren, es aber schon lange nicht mehr sind, von ewig-Gestrigen aber immer noch getragen werden (Cowboy-Hut: in 1998, Meshback-Cap: in 2000). Wenn Ihr den Schmarr‘n schon nur tragt, weil’s mal in war (und einen anderen Grund, in Mitteleuropa abends in der Disse einen Cowboy-Hut zu tragen, kann ich nicht erkennen), dann gebt Euch wenigstens die Mühe und tragt das Zeug nur so lange, bis es auch der hinterletzte Depp beim H&M kaufen kann.

 

Ein weiteres Accessoire ist der Gürtel. Hier haben uns schon viele Dinge in den Augen gebrannt, doch wir wagen uns nicht auf’s Glatteis und massen uns ein Urteil an, denn: Von Gürtel haben wir vom Shredder Mag keinerlei Ahnung. Unsere Hosen (so wir denn welche tragen) halten dank Augustiner-Bauch und Dauererektion auch ohne Gürtel! Nur bei einem Aspekt sind wir uns trotzdem sicher: Bitte nix an den Gürtel dran machen (Handy, Leatherman, Kotelett) – dafür gibt es Taschen.

 

Schlimm, schlimm, schlimm. Man kann soviel falsch machen! Genau das denken sich auch die sogenannten „Normalos“. Hier wird scheinbar „nicht so viel Wert auf teure Markenkleidung“ gelegt und vorsichtshalber nur bei Konen und im Hertie von der Stange gekauft. Zum Glück kann man diese Sachen ja prima miteinander kombinieren, so dass man fast nie auf GENAU dasselbe Outfit trifft, das man gerade selbst trägt. Es hat den Anschein, als wollen diese Menschen durch ihr Handeln, dem angesagten Modediktat aus Film, Fernsehen und Hochglanz-Zeitschriften trotzen, als legten sie keinen Wert auf Äusserlichkeiten (wo schliesslich auch die inneren Werte das sind, was zählt… jaja). Doch leider steckt hinter dieser Einstellung meist kein cleverer Schachzug wider die Oberflächlichkeit, sondern Einfallslosigkeit, Unkreativität und Langeweile. Liebe Freunde, wir wissen, es ist knifflig, aber Ihr macht es Euch nun wirklich zu einfach!

 

Für alle, die nun überfordert sind und gar nicht mehr wissen, was sie tragen sollen, wollen wir nun zum Schluss noch die Shredder-Patentlösung geben, aber zuerst muss noch eine Grausamkeit erwähnt werden. Wir wollten es uns ersparen, uns drum drücken, doch es hilft nichts: der Partnerlook kann nicht unerwähnt bleiben. Uns fehlen die Worte. Nichts fällt uns dazu ein. Warum?

 

So, jetzt aber noch ein Outfit, dass man immer tragen kann, zu Hause, im Büro, auf Parties – immer sieht man darin gut aus und gemütlich und preisgünstig ist es auch: das gute alte Stüberl-Asso-Outfit. Jeans mit Gummizug, buntes Hemd (Polyester-Bauwoll-Mischgewebe) und dazu eine Lederweste. Oder einfach mal im Trainingsanzug. Oder für die Maskulineren unter uns mit UncleSam-BodyBuilding-Hose und Bomberjacke. Eins dieser drei Outfits passt zu jeden, darum keine faulen Ausreden mehr und schnell auf zum Woolworth… Die schlechtgekleideten Zeiten sind vorbei!

Euer Cosmopolitan Mag

Gossip

Shredder Einlauf #9: Fernsehen

Shredder Einlauf #9: Fernsehen

 

shreddermag_shredder einlauf_logoWenn ein Tag nicht so anfängt wie er sollte, merkt man das meist bereits beim Aufwachen. Statt um 6:30 vom „Kikeriki“ des Weckers im superwitzigen Hahn-Design geweckt zu werden, mit einem „Hallo, schöne Welt!“ auf den Lippen mit einem Sprung von seinem Yuppie-Bett mit Nicki-Bettwäsche auf das Yuppie-Laminat seines Yuppie-Schlafzimmers zu wechseln, um jung und dynamisch sein Tagwerk als Bankkaufmann oder Produktionsingenieur bei Osram zu beginnen, wacht man einfach irgendwann auf, fällt dank Presslufthammer-Kopfschmerzen sofort wieder ins Koma und kriecht dann eine Stunde später auf dem Zahnfleisch zur nächsten Wasserquelle, um die Wüste Gobi aus dem eigenen Mund zu vertreiben, wobei einem langsam dämmert, dass 11 Bier vielleicht auch gereicht hätten.

 

Nun gut, etwa 20 Minuten später liegt man wieder im Bett, die Dehydration und das Platzen der Blase gerade noch mal abgewendet, und weiss nur eines ganz genau (und das ist nicht der genaue Ablauf des letzten Abends): Dieser Tag ist verschissen! Ganz sicher! Was also tun, wenn die entfesselte Bewegungsunfähigkeit auf die blanke Unproduktivität trifft? Ahh, wie wäre es denn mit Fernsehen, dieser grandiosen Erfindung des letzten Jahrhunderts, geschaffen, um einem graue Tage mit ansprechender Unterhaltung zu erhellen? Ort der in bewegliche Bilder gebannten Phantasie, Quell von Wissen, Abenteuer und Kurzweil! Man schaltet also seinen Fernseher ein und ab dem Moment ist eines nun wirklich endgültig klar: Der Tag ist verschissen!

 

Dank Kabelanschluss stehen einem binnen etwa 4,2 Millisekunden mindestens 30 Sender zu freien Auswahl (davon immerhin 23 in einer Sprache, der man auch mächtig ist). Kann eigentlich nichts mehr schief gehen! Denkt man. Die Entscheidung für den ersten angesteuerten Sender fällt leicht: Man nimmt einfach ARD, das in jedem aufrechten deutschen Haushalt „auf die 1 programmiert“ ist. Und was erblicken die ebenso hoffnungsvollen, wie verquollenen Augen: der Presseclub. Fein! Also schnell auf’s ZDF: hier zeigt die bei rheinländischen Langzeitarbeitslosen äusserst beliebte Spasscombo „De Höhner“ im ZDF-Fernsehgarten (Fernsehgarten?) gerade, was eine heisse Bühnenshow ist.

 

Grausam, aber immerhin Entwarnung, die Sendung wird nicht von Wolfgang Lippert oder dem alten (100? 200?) Menschenfresser Dieter Thomas Heck moderiert, sondern von einem unbekannten weiblichen Zombie (vermutlich „Miss Darmstadt 1982“). Dank Shaolin-verdächtiger Umschalt-Skills wird aber noch im kurzen Moment zwischen dem gerade unvermittelt ausgeklungenen Hit-Medley und der darauf folgenden Moderation ziellos umgeschaltet und man landet in der bunten Welt des Privatfernsehens. Bunt ist hier leider aber gerade nur die Kleidung der Talkshow-Gäste. Lila Krawatte zu bordeauxrotem Sakko? Aber hey, das sieht doch scheisse aus!

 

Doch der optische Eindruck verblasst schnell hinter dem Wortschwall, den der so bekleidete Mann (etwa Mitte 30 und bestimmt mit ganz ganz schlechter Sozialperspektive behaftet) unter Tränen und auf Knien (aber man kniet doch nur in Knastduschen und nie freiwillig!) auf eine sehr unansehnliche, aufgedunsene, sauerkraut-dauergewellte und betont schlecht gekleidete (Jeansweste und so) ostdeutsche Mitbürgerin loslässt: „….bababa…noch eine Chance…bababa….nicht so gewollt…bababa….Liebe….bababa…und die Kinder….bababa….“! Genau wie gesammelte Mimik entgleitet einem im selben Moment der Glaube an das Gute im Menschen. Warum? Warum, warum, warum muss es sowas geben? Können diese armseligen Kreaturen nicht einfach in ihren Löchern bleiben, und dort still und unglückselig verenden? Und wenn sie nun schon das Bedürfnis haben, uns mit ihrem Antlitz die Laune zu verderben, warum hindert man sie nicht daran, sondern im Gegenteil bietet ihnen noch ein Forum dafür? Verflucht seist du, oh Privatfernsehen!

 

Und so läuft der Fernseher den lieben langen (und verschissenen) Tag, man hangelt sich von einem Programm zum Nächsten, anstatt einfach abzuschalten und etwas zu Vernünftiges zu unternehmen (z.B. wenigstens mal „an die frische Luft gehen“ oder auf ein paar Dornkaart ins nächste Stüberl schlendern). Bei diesem Durchschalt-Terror (sog. „Zappen“ – welches Arschloch hat denn das schon wieder verbrochen?) kommt schnell der kleinste gemeinsame Nenner ALLER Sender ans Tageslicht: alle Moderatoren auf der gesamten Welt sind beschissen! Warum lässt man Leute in der Öffentlichkeit auftreten, die wahlweise nicht einmal ihren Namen buchstabieren können, weder lustig noch begabt sind oder einfach nur scheisse aussehen?

 

Warum dürfen Rentner, wie oben genannter Dieter Thomas Heck, Jürgen Fliege (der ist ja auch noch Pfarrer – ich glaub‘s ja nicht) oder Hans Meiser ungestraft ihren Senf ablassen? Warum schickt man Personen wie Ingo Dubinski, Frauke Ludowig oder Harry Wjinford auf die Mattscheibe, die optisch höchstens einem Komposthaufen Konkurrenz machen? Warum werden geistige Leuchten wie Mola Adebesi, Thomas Hermanns, Sonja Kraus oder Jochen Busse auf die Bevölkerung losgelassen, die nichts, aber rein gar nichts drauf haben? Ich weiß es nicht, aber anscheinend muss man als Moderator nur sehr magere Skills und einen äußerst niedrigen IQ vorweisen… Noch mehr Beispiele gefällig? Ulla Kock am Brink, Joachim Bublath, Arabella Kiesbauer, Marianne & Michael, Ulli Potofski, Vera am Mittag (was ist das denn für ein dummer Nachname?), Ramona Leiß, Johannes B. Kerner, Kai Pflaume, Jörg Pilava, Barbara Eligmann – jaja, die Liste ist lang.

 

Getoppt werden Moderatoren nur von einer kleine, aber nicht zu verachtende (oder eben doch) Sorte TV-Deppen: die Assistenten. Was muss man studiert haben, um beispielsweise, in Fall von Maren Giltzer, Buchstaben beim Glücksrad umdrehen zu können? Was für Fähigkeiten besitzt ein „Preis ist heiß“-Walter ausser Gewinne und Fragen vorleseb? Was kann Stefan Raabs „Show-Praktikant“ Elton, außer dick sein? Es gibt wie so oft im Leben keine Antwort und man lässt den Fernseher besser so lange aus, bevor diese Frage nicht beantwortet ist. Die öffentlich manifestierte Meinung, dass „das Fernsehen doch immer schlimmer wird“, ist nicht nur seit Schwarzeneggers „Running Man“ zu vernehmen, hält aber komischerweise niemanden davon ab, weiterhin tagelang vor der Glotze zu hängen.

 

Auch wenn Fernsehen eigentlich immer gleich dumm ist, wird diese Dummheit doch auf verschiedene Arten transportiert. Fangen wir ganz von vorne an: in unserer Jugend. Die 80iger waren voller Schrott und lehrten uns schon damals, dass es im Fernsehen nichts Anständiges gibt. Da wurden doch tatsächlich Hamster ins Rennen geschickt, um kommentiert und gefeiert von „Funny“ Mike Krüger, zum Held der Nation zu werden (remember „4 gegen Willi“?). Auch nicht zu vernachlässigen: Sendungen, in denen Schulklassen in unmöglichen Wettbewerben gegeneinander antraten und sich zum Deppen machten. Da hätten wir „Supergrips“ und „Flip Flop“ im Angebot (übrigens: der damalige Moderator von Flip Flop, Claus Kruesken, tauchte Jahre später aus der Versenkung auf, um im Werbeblock „Ford Aktuell“ zu moderieren, oh je Leben verbauert…).

 

Und wenn man schon Wettbewerbe zwischen Schulklassen startet, warum dann Sackhüpfen-zu-zehnt-in-einem-Sack oder ähnlichen Schmarrn und nicht amüsantere Disziplinen, wie mit-abgebrochenen-Glasflaschen-auf-einander-einhacken? Die damalige Comedy-Welle bahnte sich als „Spaß am Dienstag“ an und war damals schon nicht lustig, genau so schlecht das Musikfernsehen mit Vorreitern wie „Formel Eins“ und „Wurlitzer“. Über Sendungen wie „Mini-ZIB“ (Friss scheisse, Quaxi!), „Forsthaus Falkenau“, „Praxis Dr. Bülowbogen“, „Hugo Run!“, „Liebling Kreuzberg“ oder „Na sowas!“ schweigt des Dichters Höflichkeit…

 

Doch zurück ins Jahr 2005. Hier kommt einem schon beim Überfliegen des Fernsehprogramms das lauwarme Kotzen! Es scheint, als drehe sich alles nur um das große Motto „Comedy“! Haben die Leute im Leben denn so wenig zu lachen, dass sie sich mit so einen Scheisse zufrieden geben müssen? Das Wort „Comedy“ kann man getrost mit „nicht lustig“ übersetzen, denn was diese Arschlöcher da abliefern, ist unserer Vorstellung nach von Witzigkeit und Unterhaltung so weit entfernt, wie die Shredder-Redaktion von der Teilnahme an der Eiskunstlauf-WM. Liegt die deutsche Durschnittsmesslatte in Sachen Witzigkeit und Kreativität wirklich so tief, so dass man sich bei diesem Programm herzhaft auf die Schenkel klopfen muss und vor lachen nicht mehr kann? Wie verblödet muss man denn sein, um sich über flaue Unterhaltung und maue Witzemacherei á la „Quatsch Comedy Club“, „Oliver Pocher“, „Atze Schröder“, „Ladykracher“ oder „Mensch Markus!“ vor dem Fernseher zu kringeln?

 

Mir kommt einfach nur der Dünnschiss aus den Ohren und ich musste noch nie, ja noch NIE, auch nur EINE Sekunde annähernd schmunzeln, bei diesem Arschgeigen. Jawohl Arschgeigen! Ihr scheiss Comedy-Arschlöcher! Ich kann gar nicht sagen, wie ich Euch hasse, bitte verpisst euch mit eurem dummen Drecks-Humor! (Ich vergaß, über die ganze Karnevalsscheise á la „Mainz wie es singt und lacht“ zu reden, aber bevor es so weit kommt, lieber schnell das Thema wechseln sonst meldet sich mein Magengeschwür wieder.)

 

Ein weiteres grosses Übel sind definitiv die sog. „Soaps“ wie z.B. „GZ/SZ“, „Marienhof“, „Unter Uns“ oder die „Lindenstraße“. Hier wird einem das „ganz normale Leben“ vorgegaukelt, in Wirklichkeit handelt es doch um konstruierte Scheisse, die niemals passiert. Oder kennt ihr Karl-Simon, den gepiercten schwulen Behinderten, der ein Verhältnis mit seiner älteren schwangeren Cousine Andrea (die ist übrigens heroinsüchtig, immer wieder mal lesbisch und dann doch nicht, wenn’s ins Drehbuch passt, und seit Jahren im Knast) hat? Nein? Na also.

 

Hauptsache blöde Geschichten erfinden, die sich um Alltagsschmarrn, geheime Liebschaften, Intrigen, Streit, Ärger, aber auch „Hoffnung“ (wann kriegt der kleine Michi endlich die lang ersehnte Taschengelderhöhung?) drehen. Das einzig positive an Soaps ist, dass wenn ein Schauspieler nach Jahren ausscheiden will, er sterben oder spurlos „verschwinden“ muss. Sehr lobenswert, einer weniger.

 

Von ähnlich niedriger Qualität sind „Arzt-„ oder „Krankenhaus-Soaps“ wie z.B. „Emergency Room“ oder „Dr. Stefan Frank – der Arzt dem die Frauen vertrauen“. Was interessiert mich der Katheter, die Gürtelrose oder der picklige Hintern von irgendwelchen fremden Menschen? Ich hab Zivildienst gemacht, danke, das reicht. Sehr gut sind auch Autopsie-Shows, bei der sich Nekrophile lustig einen runter holen können…

 

Eins der dunkelsten Kapitel der nicht nur deutschen Fernsehgeschichte, sind die „Reality-Shows“. Wird jeder, der von einem Kamerateam begleitet wird, automatisch interessant und sehenswert? „Ärger im Revier“ oder „Unterwegs beim Ordnungsamt Olpe“ sind gute Beispiele, die zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Die Könige dieser Disziplin sind definitiv die „Big Brother“-Idioten, die gelangweilt in irgendwelchen Containern, in Ostdeutschland (vermutlich Nähe Gorleben) rumsitzen und sich anschweigen oder Unterhaltungen auf Bodensatz-Niveau führen.

 

Geht´s noch ärmer? Sollte mir mal extrem langweilig sein, werde ich mir noch eher die längst überfällige Steuer 2003 zur Brust nehmen, als diesen Gammlern beim Nichtstun zu zu sehen. Weitere Beispiele dieser Kategorie wären das „Girls-“ oder „Dschungelcamp“ wahlweise auch „Die Burg“. Hier spielen zwar Immerhin C-Promis mit, aber denen beim rumsitzen zu zu sehen, ist auch nicht weiter unterhaltsam.

 

„Taff“, „Extra“, „Die Akte“, „Exclusiv“ oder „Life!“, das sind die großartigen Boulevardmagazine, die dummerweise immer genau dann laufen, wenn man den Fernseher einschaltet. Hier wird grundsätzlich nur über belanglosen Promi-Dreck berichtet (Michael Schumachers neue Super-Villa in Ost-Monaco, Mooshammers goldene Dildo-Sammlung, Joschka Fischers neue Fitness-Methoden oder über das aktuelle Buch von Michaela Schaffrath aka Gina Wild, die ganz gerne seriös werden möchte…). Alle andere Themen sollen Aktualität, Exklusivität oder „was ganz Verrücktes“ vermitteln, sind aber stinklangweilig: Brustvergrößerung, Basejumpen vom höchsten Gebäude der Welt, das Haus ohne Ecken usw… Das sind Themen, über die noch nie jemand Bescheid wissen wollte und das wird auch die nächsten 100 Jahre so bleiben.

 

Ein wenig aus der Mode gekommen, nach wie vor aber total überflüssig, sind „Talk-Shows“. Dass bei den Darstellern (wir bringen die Wahrheit ans Licht: meist nur gecastete Schauspieler) nur gähnende Leere im Kopf herrscht, genauso wie bei den Leuten, die sich das anschauen, wissen wir alle. Die Hochphase der „Arabellas“, „Sonjas“ und „Bärbels“ dürfte erfolgreich überwunden sein, deswegen gleich weiter zu den „Gericht-Shows“ oder ähnlichem Schrott, die an die Stelle besagter Talk-Shows getreten sind. Hier gibt´s, kreativ wie man halt beim Fernsehen so ist, wieder einmal gecastete Leute, die auf´s Neue auf langweiligen Themen herumkauen. Vollkommener Schwachsinn, wer interessiert sich denn für die „Verurteilung“ des kleines Alex, der seinem Freund die Scheisse aus den Windeln klaute? Gähn. Gähn. Gähn.

 

Eine andere Ausgeburt der TV-Großkonzerne sind „Gewinn-Shows“, die dem Zuseher als „Wer wird Millionär“, „Glücksrad“, „Ruck Zuck“ oder dem „Familienduell“ (ist der Moderator nicht Alkoholiker und elendig verreckt?) rund um die Uhr serviert werden. So ein Blödsinn hat doch im Fernsehen nichts verloren, wer macht sich denn bitteschön für ein minimales Zusatztaschengeld vor laufender Kamera zum Deppen? Leider ziemlich viele, aber will ich dabei auch noch zu schauen? Wenn wenigstens die Gewinne ein wenig ausgefallener waren.

 

Statt einem Traumurlaub für die ganze Familie in Bulgarien (natürlich „alles inkl.“) hätten wir lieber z.B. das Erbe der Augustiner Brauerei, ein Zimmer im Unterwasser-Hotel auf Lebenszeit oder einfach mal ehrliche 60 Mio Euro als Siegprämie. Unter diesen Umständen würde ich vielleicht sogar auch mitmachen, aber wenn´s weiterhin nur um ein paar madige Euros geht oder besagte Scheiss-Reisen, die dem Sender eh nicht wehtun, weil die Werbepause mindestens das 10fache einbringt, nein danke.

 

Als eifriger TV-Konsument kann man ausserdem feststellen, dass spät nachts immer mehr Sender ein sog. „Quiz“ schalten, in dem großbrüstige Frauen extrem leichte Pipi-Fragen stellen: „Was ergibt 4 mal 4?“, „Welches Wort passt nicht in die Reihe: Salami, Gelbwurst, Ölfilterspinne oder Schinken?“ oder einfach der Klassiker „Nennen Sie uns die Unterschiede vom rechten zum linken Bild“. Auch dieses System ist schnell durchschaut: Anrufer bei 14 Euro/min möglichst lange in der Leitung halten und grundsätzlich nie jemanden antworten lassen, wie schlecht ist das denn bitte?

 

Mindestens genau so arm sind „Erotiksendungen“ („Peep!“, „Liebe/Sünde“). Die Berichte über die neuesten Sextrends (beim Sex Mozart hören, Pimmel in Schampus tauchen und ablecken lassen, Erdbeer- und Sahnespiele…gähn…) oder die witzigsten Sexspielzeuge (Kondome in Tele Tubbies Form, Liebeskugeln von Tchibo…) kann man sich doch getrost sparen. Die wahnsinnig ausgefallenen Sex- und Beziehungstipps (wenn’s nicht mehr klappt, dann unbedingt mal Sex im Aufzug probieren, oh Mann!) fallen ebenso in die Kategorie überflüssig. Wer sich beim Sex dumm anstellt, dem ist mit so einer Sendung auch nicht geholfen.

 

Dann mal lieber ab ins Kloster, abends heimlich unter der Bettdecke wixen und noch mal darüber nachdenken, wie es denn so weit mit einem kommen konnte! Eine Alternative wären die „Sexy Sport Clips“, die ab ca. 23:00 auf DSF laufen. Die billigen Ostmädels, die sich auf Tennisplätzen oder Autorennstrecken zwischen ferngesteuerten Autos ausziehen (um darüber zu schreiben, mussten wir uns das natürlich ein paar mal anschauen) sind leider alles andere als „sexy“ und mit „Sport“, hat das auch recht wenig zu tun…

 

Mittlerweile dürfte doch für fast jeden was dabei sein, und damit unsere Besserwisser auch nicht zu kurz kommen und in der Schulpause wieder mal uninteressante Scheisse ablassen können, wurden zum Glück „Wissenssendungen“ erfunden. In Formaten wie „Galileo“ oder „Welt der Wunder“ werden solche Deppen ziemlich gut bedient, der Inhalt eignet sich hervorragend zum blöd aufposen: „Wie kommt das Gemüse in die Dose?“ (Der Besuch bei Bonduelle in Thüringen), „Wie entsteht ein Erdbeben / eine Fata Morgana / ein Waldbrand?“ oder „Warum ist ein Chamäleon überhaupt ein Chamäleon?“ sind doch Themen, die niemanden auf der Welt interessieren (der Klassiker: Zombienerds zeigen im Telekolleg, wie man die Länge einer Hypothenuse berechnet – yeah!). Interessante Themen wären mit Sicherheit: „Wie kommt eigentlich die ganze Scheisse ins Fernsehen?“ oder „Hat der Moderator eigentlich schon mal gefickt?“, aber uns fragt ja keiner.

 

Im Fernsehen kann es eigentlich jeder Vollidiot zu etwas bringen, ein gutes Beispiel sind wieder mal unsere geliebten Promis. Ist ja egal, was man kann (in der Regel nix), aber Hauptsache eine Show wie den „Red Nose Day“ oder die „Afrika-Spendengala“ moderieren. Schon komisch, wenn ein Axel Schulz oder eine Verona Feldbusch durch die Sendung leiten, sich 100 mal versprechen und ständig in die falsche Kamera glotzen. Was soll das denn? Nerven diese Menschen nicht allein schon durch ihre pure Anwesendheit? Aber nein, da muss noch ein dünnes Sendungskonzept drum gesponnen werden, damit der dumme Konsument sich auch noch freut.

 

Ein gutes Beispiel ist Hugo Egon Balder, der andauernd irgendeine Chart-Show moderiert, das nächste Mal: „Die besten Hits für Tage an denen man Durchfall hat“ oder „Die grössten Hits, bei denen der zweite Buchstabe des Schlagzeugers ein K ist“. Mit dabei sind die üblichen Scheiss-selber-Sender-Promis, die für eine Mark als Studiogäste kommen und „voll die Party feiern“. Spezialisten hierfür sind: Oli. P, Axel Schulz (schon wieder), Otto, diverse Comedy-Deppen und so weiter. Spezialist für unqualifizierte Kommentare ist auch Roberto Blanco, der taucht doch überall grundlos auf und versucht Stimmung zu machen (z.B. bei der Eröffnung des neuen REWE in Milbertshofen oder in besagten Boulevard-Magazinen). Man könnte den doch mal vor laufender Kamera zusammenschlagen, weil „Ein bisschen Spaß muss sein“, oder nicht?

 

Zu guter Letzt noch ein paar Sendungen, bei denen uns einfach die Worte fehlen: „Frauentausch“, „Schnulleralarm“, „S.O.S. – die Heimwerkersendung“, „Herzblatt“, „Home Shopping Europe“, „Money Trend“, die „Simpsons“ (ja, wir finden die beschissen!), „Der Frauenknast“, „Alarm für Cobra 11“, „Nur die Liebe zählt“ oder einfach reisserische Tiersendungen aus dem Outback, bei denen die millionste supergiftige Würgemonsterschlange gezeigt wird (langweilig). Früher gab es mal eine österreichische Tiersendung, dort wurden sabbernde und verwahrloste Haustiere verschenkt, die natürlich nicht stubenrein sind – geht´s noch?

 

Über einen ganz großen Industriezweig, das Musikfernsehen, wollen wir erst gar nicht sprechen. MTV und VIVA sind stinklangweilig und in Wirklichkeit reines Werbefernsehen und wer schaut sich denn freiwillig Werbung an, wohl niemand, oder?

 

Ihr seht, Fernsehen ist leider echt für den Arsch! Also, seid gewarnt, auch wenn die Verlockung bisweilen gross ist, schaltet den Scheiss-Fernseher erst gar nicht ein. Lasst es, es bringt nichts!

 

In diesem Sinne: Grüße und „Turn off your TV and go skateboarding!“
Euer Shredder Mag

 

PS: Wusstet Ihr, dass man von zu viel fernsehen, viereckige Augen bekommt? Vorsicht, Vorsicht.

Gossip

Shredder Einlauf #8: Der ganz normale Wahnsinn des Lebens

Shredder Einlauf #8: Der ganz normale Wahnsinn des Lebens

 

shreddermag_shredder einlauf_logoAlso ob es nicht genug wäre, dass ich seit ein paar Tagen auf einem Ohr nichts höre und es pfeift wie ein Teekessel: gestern bin ich vorm Fernseher eingeschlafen. Heute wache ich auf. Unter den Fernseher und den Teekessel mischt sich ein neues Geräusch. Klingt wie unsere neue Klingel.

 

Ich mache auf. Der Gerichtsvollzieher. Er fuchtelt mit ein paar Unterlagen vor meiner Nase herum. Der Wind macht mich langsam wach. 508,16 Euro. Umsatzsteuer 3 Quartal 2004. Das erste, was ich sage ist „Ausweis“. Klar fährt er mich gerne zur Bank. Schön. Ich ziehe mir einen Pulli über und wir fahren also dahin. Ich setze mich zu ihm ins Auto und gebe ihm das Geld. „Leider kann ich sie nicht zurückfahren, ich bin nämlich schon beim nächsten“ aha, ich laufe also im Pulli zurück nach Hause. Es ist nicht gerade warm.

 

Briefkasten. 40 Euro Schwarzfahren. 300 Euro neue Zahnarztrechnung. Als ob die 1812,40 Euro von vor 2 Wochen nicht genug gewesen wäre. Also erst mal einen Kaffee und vor den PC. Immer dieser Teekessel auf dem linken Ohr. Ich mache 10 Minuten rum. Absturz. Nichts geht mehr. Der Rechner fährt nicht mehr richtig hoch. Ich mache einen ram-check. Aha. Ab dem 157 MB alles im Arsch. Ram ausgebaut. Fahrkarte gekauft. Das ist wichtig. Heute ist so ein Tag, da sollte ich auf keinen Fall schwarz fahren. Natürlich kontrolliert keiner.

 

Ich fahre in die Schillerstraße wo mein PC-Dealer ist. „Neueröffnung asiatische Spezialitäten“. Nach einigem Suchen finde ich einen anderen, der mir sdram für Laptops verkaufen würde, hätte ich nur meinen Laptop dabei. Sie verkaufen nämlich nicht mehr Laptop-ram ohne Tests. Aha.

 

Ich fahre also zurück ins Westend. Von weitem sehe ich schon eine Frau ungelenk auf mich zustolpern. Die Witterungsverhältnisse machen ihr sehr zu schaffen. Das wäre mir eigentlich recht egal, würde nicht ein 60 Kilo Pitbull an ihrer Leine ziehen. Jetzt ist es soweit. Wenn sie genau auf meiner Höhe ist, wird sie stolpern. Der Hund wird erschrecken und sich in meinem Bein verbeißen. Ist doch klar. Ich überlege kurz, ob ich ihm das linke, oder das rechte Bein hinstrecke. Das linke, weil das recht ist mein Standbein. Ich bin sehr verwundert, als alles gut geht.

 

15:30 Termin beim Ohrenarzt – 17:15 komme ich dann dran. Erst mal zum Hörtest. Das rechte Ohr ist 1A, die Kurve eine gerade Linie durch alle Frequenzbänder. Die Kurve des linken Ohres sieht ungefähr so aus wie der Aktienkurs von Borussia Dortmund. Aha, eine Entzündung. Normalerweise keine große Geschichte, bei mir allerdings ist der Fall anders gelagert. Die Entzündung drückt auf die Härchen. alles ist ganz akut. Er bläst mir erst mal in die Nase, während ich „Coca Cola“ schreien soll.

 

Danach 250 Milliliter Fusion. wenn’s morgen in der früh nicht besser ist, dann überweist er mich in die Klinik, um das Trommelfell aufschneiden zu lassen und die Entzündung abzusaugen. Kennt ihr das? du hörst Klinik und plötzlich ist alles gar nicht mehr so schlimm. Man fragt sich sogar, warum man mit so einer Lapalie überhaupt auf die Idee kommt, die Ärzte zu belästigen. Er hofft, dass die Härchen sich wieder aufrichten, normalerweise würden sie das. Es besteht aber das Risiko, dass der Ton für immer bleibt. er zeigt mir ein Bild mit gesunden Härchen und eines, das ungefähr so aussehen soll, wie meine. Ich muss lachen. Er versteht das nicht ganz, aber ich kann nicht anders.

 

Auf zur Schillerstraße zwecks dem Laptop. der Verkäufer von vorher ist natürlich nicht mehr da. Der neue Verkäufer baut 3 verschiedene Arbeitsspeicher in meinen Laptop ein. Keiner geht. der vierte geht dann und kostet 100 Euro. Nix 65. Das System fährt aber immer noch nicht ganz hoch. Ich zahle und gehe, weil ich keinen Bock mehr habe. Nach ein paar Harddisk-Checks bringe ich dann den Rechner doch noch auf Vordermann. das passt irgendwie gar nicht in den Tag. Was hat das zu bedeuten? Nach ein paar Minuten wird mir klar warum. Ich sollte heute noch feststellen, dass die Datei, an der ich nun seit einer Woche gearbeitet habe, nun kaputt ist.

 

Morgen ist ein anderer Tag. Da wird alles gut. Ich bin mir sicher.

Gossip

Shredder Einlauf #6: Weihnachten

Shredder Einlauf #6: Weihnachten

 

shreddermag_shredder einlauf_logoSo liebe Kinder,

 

passend zur „Stillen Zeit“, widmen wir uns dem Mythos des Christkindes. Ihr denkt wohl immer noch, dass dieses Wesen schneeweiße Nachthemden trägt, einen halben Meter über dem Boden von Kinderzimmer zu Kinderzimmer schwebt, nur um nebenbei einen großen Haufen Geschenke unter’m Weihnachtsbaum zu deponieren. Doch weit gefehlt, diese Version ist feinste christliche Propaganda und von der Wahrheit weit entfernt! Das Shredder Mag bringt wieder mal die ganze Wahrheit ans Tageslicht und zeigt Euch, wie’s wirklich abläuft an Weihnachten. Erfreut Euch nun an der original Weihnachtsgeschichte mit original Christkind:

 

Weihnachten 2004 in München/Giesing: Wir befinden uns in einer schimmligen Altbauwohnung in der Nähe des 60er Stadions. In den Ecken stapeln sich, umringt von Adelskrone Plastikflaschen, diverse Pizzakartons mit der Aufschrift „Mexiko“, prall gefüllte Bio-Müllbeutel und hoffnungslos überfüllte Aschenbecher. Die verrauchte Luft, die unmotiviert blinkende Lichterkette am Fenster und die vergilbte Dartscheibe vermitteln ein authentisches Stüberl-Flair, wie´s im „Sowieso“ oder in „Berta´s Steheck“ nicht besser sein könnte.

 

Durch die schlecht schliessenden und immer geschlossenen Jalousien kämpfen sich vereinzelte Sonnenstrahlen, wir folgen ihnen ins Schlafzimmer, in dem wir eine unansehnliche Person, bekleidet mit an der Seite schnürbarer Lederhose und mit nacktem Oberkörper in Segmüllers „Young Living“ Bettenparadies erkennen können. Wie ein Zitteraal beim Balzverhalten krallt es sich in die ockerfarbene Bettwäsche „Wyoming“ und stößt in regelmäßigen Abständen einen gequälten Seufzer aus, gefolgt von unscheinbar leisen Fürzen, die, wie jeder weiß, atomar stinken.

 

Aus der eindeutigen Zusammensetzung dieses Duftes kann man schnell schließen: da war gestern wohl Bier im Spiel: Prost! Das schmerzverzerrte Gesicht und die dunkelbraunen Cowboy-Stiefel, die immer noch an den Füssen weilen, weisen ebenfalls auf einen Rausch hin, der erstmal ausgeschlafen werden muss. Leider aber wird die scheinbare Ruhe plötzlich jäh durch ein Handy mittels Yamba!-Rattensound aus dem zerknüllten Seidenblouson unterm Schreibtisch verdrängt: „Ratttttt, Rattttt, Rattttt!“, doch keine Regung ist zu vernehmen. Dank der fabelhaften Einstellung „Ansteigender Rufton“ im Samsung „Schwuletto“ erreicht der Lärmpegel binnen kürzester Zeit die Durchschlagskraft eines mittelgroßen Manowar-Konzertes und unser Bierfreund öffnet langsam ein Auge: starre Junkie-Pupillen vermitteln der Eindruck, er habe die Situation nicht wirklich verstanden. Nach regungslosen 5 Minuten scheint die Murmel im Hirn endlich ins Loch gefallen zu sein und unser Held wankt mit unsicheren, Flamingo-artigen Schritten in Richtung des kreischenden Taschentelefons. „Jaaahhhh… haallo?“, scheppert es aus seinem Reval-filterlos-geshredderten Rachen. „Klick…“. „Aufgelegt…verdammt.“ Die verbleibende Nummer auf dem Display signalisierte ihm den verpassten Anruf seines Vaters: Josef. „Was will denn der Alte schon wieder?“, grübelte er. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen „Heute ist Weihnachten, verdammt!“ Jedes Jahr das gleiche Spiel: das ganze Jahr über gibt es nichts zu tun und dann, an dem einen mickrigen Tag, wo es drauf ankommt, liegt das Christkind mit einem Mordskater im Bett…

 

So langsam kam ihm wieder die Erinnerung. Zehn oder elf Jahre muss es her sein. Er saß damals in „Benno’s gemütlichen Eck“ und trank das siebte Herrengedeck, als sein bis dato nicht besonders glamouröses Leben eine überraschende Wendung nahm. Seit 5 Jahren war er arbeitslos (seinen Job als Maschinenschlosser verlor er, weil er einem Kollegen während der Arbeit im Rausch eine Hydraulikfräse auf den Fuß fallen lies und diesen zerquetschte). Sein Alltag bestand seit dem weitgehend aus Stüberlbesuchen, wo er das karge Arbeitslosengeld in alkoholische Getränke investierte. An diesem einen Abend – es kam gerade „Wind of Change“, sein Lieblingslied von den Scorpions – setzte sich ein grauhaariger Penner neben ihm, der sich ihm als Gott vorstellte und unterbreitete ihm ein Angebot, das abzuschlagen, ihm schwer fiel: 236,40 EUR (natürlich schwarz) sollte er monatlich erhalten und das einzige was er dafür tun musste, war einmal im Jahr (an Weihnachten nämlich) die Geschenke verteilen und ab und an Petrus zum Einschlafen eine Geschichte vorlesen. 236,40 EUR – das waren in seinem Stamm-Stüberl 98,5 Weißbier, 103,4 Boonekamp oder 60 Toast „Hawaii“! Er nahm an.

 

Als er bereits beim ersten Weihnachten merkte, daß der Job doch nicht so einfach war, und ihn darauf sofort hinschmeißen wollte (wie er das schon immer bei der ersten kleinen Schwierigkeit zu tun gewöhnt war), machte er die unerquickliche Bekanntschaft mit der göttlichen Rechtsabteilung, die ihm einen Vertrag auf Lebenszeit unter die Augen hielt, den er scheinbar im Suff unterschrieben hatte, und ihn daraufhin- nur um zu unterstreichen, dass man es ernst meinte – herzhaft zusammenschlug. Seitdem war es jedes Jahr die selbe Tragödie, denn er war von nun an das Christkind und trug die alleinige Verantwortung für die Auslieferung der Geschenke.

 

Doch nun weiter mit der Geschichte: Unser Christkind setzt sich mit seinem unsicheren Flamingo-Restalkohol-Gang in Richtung Klo in Bewegung, kommt aber bereits nach 2 Metern wieder zum stehen, weil er sich mit dem Fuss in einem Kleiderberg verheddert hat und fast auf’s Maul fällt. Sein Blick hingegen fällt in den Flur und damit auf die große eBay-Geschenkelieferung von vor 2 Wochen, die heute zu verteilen ist. Massenhaft Playstations, „Pelle Pelle“-Stirnbänder, Handyzubehör, DVDs, Drogen und WWF-Kalender stapeln sich dort. Im Kofferraum seines VW Scirocco warten weitere Kartons und die Rückbank ist ebenfalls vollgestopft. Ein „Scheisse“ entfährt ihm und ihm dämmert langsam, wie es auch dieses Jahr dazu gekommen war, dass er wieder alle Arbeit auf die letzte Sekunde schieben muss. Alles fing gestern ganz harmlos im „Prellbock“ an…

 

Er wollte sich eigentlich nur „auf ein Bier“ (ja ja…) mit seinem Grundschulfreund Recht Knuprecht treffen, doch daraus wurde nichts und aus einem Bier wurden 5, die Schnäpse nicht mitgerechnet. Leicht angetrunken und ohne große Widerrede setzte Recht seine Idee, noch spontan auf´s „Gerethereth“-Konzert (eine Epic-Metal-Band aus der Nähe von Rosenheim) in die Elser-Halle zu gehen, durch. Gesagt getan. Die S-Bahn-Haltestelle Ostbahnhof stellte den Wendepunkt in der Geschichte des Abends dar, denn das Christkind, nennen wir es der Einfachheit halber mal „Chris“, ist dank Zwischenbier im „Karacho“, einer Flasche Weg-Apfelkorn und gutem Fasanengarten-Home-Grown nicht mehr richtig aufnahmefähig. Das Erinnerungsvermögen ist ab diesem Zeitpunkt höchst angeschlagen und existiert nur noch als allseits bekannte „Diashow“ im Kopf. So ähnlich könnte der restliche Abend verlaufen sein: Eintritt 14 Euro. Bier. Vorband beschissen, nochmal Bier. Hauptband, einfach nur genial! Deswegen Bier. Extrem-Rotorbangen. Schwindlig. Bier. Konzert aus. Tankstelle. Ramazotti! Bier. Carazza. Heimweg. Nachtbus vollkotzen. Aus.

 

Doch damit nicht genug, beim Rotorbangen muss wohl die Halskette, an der sein Autoschlüssel hing, gerissen sein, denn auf seiner spärlich behaarten Hühnerbrust verbreitete sich gähnende Leere. Eine gekonnt rasante Handbewegung unter sein ärmelloses Poison-Longsleeve bestätigt seine Vermutung: der Schlüssel ist weg! Jetzt muss sofort ein Masterplan her, sonst gehen, so wie´s letztes Jahr beinahe passierte, die Hälfte aller Kinder an Weihnachten leer aus und erneuter Besuch der göttlichen Rechtsabteilung (beim letzten Mal konnte er erst nach 12 Tagen wieder ohne Schmerzen sitzen) steht ins Haus.

 

In dieser Situation scheint die letzte Rettung Hr. Habermann, der Kunstpark-Hausmeister, zu sein, den er noch vom Zivildienst im Babylon kannte. So manches verloren gegangene Accessoire vom Vorabend tauchte wie von Geisterhand in seiner Schlamperkiste wieder auf und sorgte für große Erleichterung bei zahlreichen im-Rausch-Sachen-Verlierern. Da rennt er auch schon los, der Chris. An diesem Punkt spulen wir in der Geschichte vor und blenden an folgendem Punkt wieder ein: nach illegalem Einsteigen in die Schlamperkisten-Area und erfolgreichem Schlüsselfund (dank blinkendem Nazareth-Logo an der Halskette) stolpert unser Heiliger über schlecht positioniertes Altglas und ruft damit Wachhund Agnes auf den Plan. Die von Hormonen überschäumende Hackfleisch-Bulldogge lässt sich dieses Schnäppchen natürlich nicht entgehen und verwandelt mit gezieltem Biss Chris‘ Slayer-Waden-Tattoo in den aktuellen Linienplan der 27er Tram. Blutüberströmt und mit keifendem Köter am Beim, entfernt er sich zügig aus dem Kunstpark, in Richtung Harlachinger Krankenhaus.
Unterwegs kann er den Hund per Grundsatzdiskussion davon überzeugen, loszulassen, denn als Christkind „hat man ja ’nen Job zu machen“. Falls das jetzt dem einen oder anderen Leser seltsam vorkommen sollte, nicht wundern, unser Protagonist beherrscht die Hundesprache perfekt. Im Harlachinger Krankenhaus angekommen, wird Chris´ Krankenversicherungs-Karte der „12 Apostel“ erst belächelt, schließlich doch akzeptiert und so geht es einen Steinwurf von der Notaufnahme entfernt, direkt auf den OP-Tisch. OP-Schwester S druckst erst ein bisschen herum, bis sie die Schreckensnachricht über ihre Lippen bringt: „Dein Tattoo können wir höchstens nur noch in Form von Sylt wieder zusammenflicken… viel schlimmer ist aber, dass die Valium-Junkies von Station 3c den Narkose-Schrank geplündert haben… Da es sich hier aber um einen Notfall handelt, bieten wir, auch für Kassenpatienten, kostenlos die „Delirium by Jägermeister“-Methode an.“ In dieser Disziplin ist er ja gut, der Chris. Bereitwillig setzt er besagte Flasche an, den Rest könnt Ihr Euch denken. 3 Promille und 1 Operation später steht Chris benebelt auf der Strasse.

 

Jetzt aber schnell zum VW Scirocco und die Geschenke verteilen! Doch soweit kommt´s nicht: Beim nächsten Dönerstand gibt´s auf diese OP erstmal das Tagesmenü (incl. 0,3l Uludag), welches in drei Bissen vernichtet wird, dem übrig gebliebenen Narkose-Rausch aber in keinster Weise entgegenwirkt: Der abschließende Jägermeister-injected Rülps schwängert die Luft mit dem Promillewert, den wahrscheinlich nicht einmal die gesamte F.C. Bayern-Südkurve an Sylvester um Punkt 12 zusammenbringt…

 

Am Auto angekommen legt Chris erst das Alice Cooper Tape, dann der Rückwärtsgang ein. Falsche Reihenfolge! Denn laute Musik + Rückwärtsgang + besoffen = grober Unfug. Und da haben wir auch schon den Salat: mit gehörig Schmackes bumst er amateurhaft dem hinter ihm geparktem Ford Ka in die Front. Zum Glück fährt just in dem Moment ein voll beladenes bayrisches Six Pack vorbei, welches ohne mit der Wimper zu zucken den Blinker setzt und neben dem Haufen Blech anhält. Ein kleiner schnauzbärtiger Beamter lehnt exakt 5 sec. später, samt dauergewellten Plastik-Blondine, an seinem Fenster.

 

„Den Führerschein ham´s wohl im Lotto gewonnen, oder? Haha! Steingen´s bittschön aus und zeigen´s mir ihre Papiere.“ schallt es aus dem Gesetzesrachen. „Auch das noch…“ brummt Chris in sich hinein. Um der bevorstehenden Misäre zu entkommen, hilft nur noch ein verbaler Frontalangriff, der (so denkt Chris) völlig überzeugend rüberkommt: „Also jetzt erstmal halblang! Ich bin immerhin das Christkind und was fällt ihnen eigentlich…“. „Blasen! Und zwar sofort! Bei der Fahne… schämen sie sich nicht?“ kontert das Schnauzergesicht. Kleinlaut nimmt Chris dem Blasebalg entgegen. An dieser Stelle zahlt sich wieder mal die langjährige Erfahrung im „betrunken nach Hause fahren und blasen“ aus, denn die Mischung aus dem noch schnell in den Mund geschobenen Fishermans Friend, einem Atom-Rülps und (generell) starken Döner-Mundgeruch lassen den Wert auf göttliche 0,38 Promille sacken. Verdutzt, nein, dass ist das falsche Wort, saublöd schauen sich die Gesetzeshüter an und zucken mit den Schultern. „Nun gut.. äh… des passt scho. Aber des nächste Mal sind’s dran.“

 

Daraufhin gibt Frollein Blond auch noch ihren Senf zum Besten: „Was haben sie eigentlich vorhin mit Christkind g’moant? Wissen´s, mein Sohn, der Gernot, wünscht sich doch schon seit langem die Chris De Burgh „Innocent Dreams“-Fanbox und da wollt ich fragen ob sie nicht vielleicht billiger…“. AAHHHHHHH! Ersparen wir uns diese Schmach. Nach aufgenommenen Personalien und ausgefülltem, 12-seitigem Unfallsprotokoll, setzt Chris, leicht lediert, seine Reise fort. Daheim angekommen entwirft er den Routenplan: die gesamte Innenstadt, plus Wolfratshausen, Dachau, Germering, Markt Schwaben und Oberschleissheim stehen auf dem Plan. „Das sollte in 5 Stunden zu schaffen sein.“ Zur Unterstützung wird der mittlerweile aus dem Koma erwachte Recht Knuprecht, der langjährig als UPS-Fahrer tätig war, engagiert. Dank ihm und Kenwood-Navi, entwickelt sich diese Geschenkeauslieferung doch noch zum Besten. In guter alter „Paper-Boy“ Manier wird einfach an den entsprechenden Häusern vorbeigefahren und die Geschenke im hohen Bogen aus dem Fenster hinaus katapultiert. Man glaubt es kaum, am Ende sind alle Geschenke ausgeliefert und Chris lässt sich, nach dem er seinen Gehilfen im „Zum Zum“ abliefert, zufrieden auf seine Couch fallen. „So ein Scheisstag… nur Deppen unterwegs.“ Doch zu früh gefreut: der anfangs erwähnte, grauhaarige Penner, steht mit zornigem Gesicht in der Tür.

 

Verwundert stammelt Chris: „Äh… hi.“ Daraufhin legt er sein Sonntagsgrinsen auf, faltet er seine Hände zu zwei Pistolen, „schiesst“ in die Luft und versucht die angespannte Stimmung durch folgende Sprüche zu lockern : „Na, alles cool am Swimmingpool? Äh… alles Roger im Kambodscha? Alles lässig in Jurassic…“ Wer hättes es gedacht, der Watschenbaum fällt um und Gott schleift Chris mit blutiger Nase zu seinem VW Scirocco. Jetzt fällt ihm dieses seltsame Etwas, dass unschuldig unter dem Beifahrersitz hervorblitzt, auf. Wir wissen alle, was das heisst: Mission fehlgeschlagen! Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das komische Ding als die liebevoll, in Plastikfolie eingepackte, Chris De Burgh „Innocent Dreams“-Fanbox. Oh jeh, die göttliche Rechtsabteilung wartet…

 

Und während wir aus der Ferne noch vereinzelte Schreie vernehmen können, verabschiedet sich das Shredder Mag an dieser Stelle und wünscht allen, wenn auch einige Tage verspätet: Frohe Weihnachten!

Reviews

Paint The Town Red – Home Is Where The Hate Is (JTTP)

pttr-_shreddermagDass die Münchner in die Hardcore-Oberliga wollen, war bereits beim ersten Release klar und mit diesem Album sind sie angekommen. Eine äusserst agile Dampfwalze überrollt einen da, meine Fresse! Die alte Hardcore-Gleichung Wut+Frustration=Energie geht voll auf und in die Beine und endlich gibt’s auch mal ein bisschen Double-Bassdrum zu hören. Das ist der Soundtrack der Sommers, auf den ich gewartet habe!

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Famara – Famasound (N-Gage)

famara_shreddermagEinmal nicht aufgepasst und schon wird einem heimlich ein Reggae-Album untergejubelt! Eigentlich kann man ja auch nichts dagegen sagen, denn auf Grund der Vielzahl afrikanischer Instrumente und dem teilweise eingesetztem Patois, präsentiert sich hier der schweizer (!) Famara ziemlich authentisch und abwechslungsreich. Wer keinen Reggae, oder Standard-Sprüche über den guten alten JAH mag, ist hier bestimmt an der falschen Adresse. Wir?

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The Lucky Punch – Kick Up A Hullabaloo (Dead Beat)

Chullabaloo_shreddermagan you feel it? Das will ich doch mal stark hoffen, denn die Münchner Lucky Punch sind mit einem neuen Album feinstem Weissbier-Driven-Schweden-Rock’n’Roll zurück! Zurück? Ach was, die Jungs waren nie weg, sondern haben mit ihrem Sound eine Bühne nach der anderen zerlegt. Bei den Herren würde man doch gerne die ein oder andere Band noch mal in die Riff-Schule schicken. Sehr, sehr ordentlich!

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The Casualties – On The Frontline (Side One Dummy)

casualties_shreddermagVor gut einem halben Jahr schmissen die Casualties ihr 5tes Album auf den Markt und da die Konkurrenz in Sachen Nieten- und Iropunk anscheinend schläft, reden wir doch nochmal drüber! Wie gewohnt geht man hier musikalisch mit dem Kopf durch die Wand, d.h.14 Songs werden in 34 Minuten runtergeschrubbt, ohne auch nur einmal anzuhalten und Luft zu holen. Ein gelungenes, dreckiges Album, ohne grosse Überrsaschungen, so wie man es mag. Laut, rauh und kompromislos ging man hier zu Werke, mitschuldig ist hier sicher auch Produzent Bill Stevenson (Black Flag, Good Riddance). Wer es wirklich asslig mag, der soll sich bitte das komplette Album am Stück reinziehen, für daraus resultierende Ohrenschäden oder Wutanfälle übernehmen wir jedoch keine Verantwortung.

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Spermbirds – Set An Example (Common Thread)

spermbirds_shreddermagUnsere alten Herren aus Kaiserslautern haben sich wieder mal aufgerafft und knallen uns in Originalbesetzung, d.h. Lee Hollis darf wieder ins Mikro brüllen, ein dermaßen gutes Album vor’n Latz, so daß man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Die in den 80’ern mit „Something to Prove“ und „Noting is Easy“ in schwindlige Höhen katapultierte Messlatte in Sachen Hardcore/Punkrock kann hier durchaus erreicht werden, der alte Zorn und die Energie sind auf jeden Fall noch vorhanden. Endlich mal eine Runion, die nicht stinkt, oder nur auf die offensichtlich schnell verdiente Mark schielt. Das Ganze erscheint auf Common Thread Records, dem bandeigenen Label, das einmal mehr ein 100%iges Spermbirds-Brett garantiert, und nicht eine von „Musik-Marketig-Experten“ kalkulierte, weichgespülte Kacke. Haut ordentlich rein, kaufen bitte jetzt!

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The Hives – Tyrannosaurus Hives (Universal)

tyrranosaurushives_shreddermagViel wurde über dieses Album geschrieben, hier kommt endlich die einzig gültige Meinung (unsere)! Vier Jahr hat’s gedauert und hier erstmal die Entwarnung: Ja, das Album ist gut, der einzigartige Hives-Style erhalten geblieben! Da fällt einem doch schon mal ein Riesen-Stein vom Herzen. Man merkt, dass viel Zeit im Studio verbracht wurde, das Album wirkt stärker „produziert“, als der mit 1000 km/h hingerotzte Vorgänger. So klingt es nicht mehr ganz so wie aus einem Guss, dafür aber auch abwechslungsreicher. Dennoch, auf die klassischen straighten aus-der-Gitarre-in-die-Beine-Stücke muss man nicht verzichten. Und auch Grössenwahnsinn und Riff-Lastigkeit sind geblieben. Alles bestens also, es leben die Hives!

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Wilde 13 / Volksverätzung Split CD (Superhero)

wilde13_volksverätzung_shreddermagDie Wilde 13 schimpft wieder mal auf die CSU und das ist gut so, denn einer muss es ja tun! Insgesamt bekommen wir hier 4 Tracks geboten, wobei abwechselnd auf deutsch und auf englisch gesungen wird. Solider Rosenheimer Punkrock mit Einschlägen á la Good Riddance könnte man sagen, sehr schön. Was die zweite Hälfte der CD angeht: kann man sich getrost sparen. (Volxverätzung bieten 80’er Deutsch-Punk, den man schon 100x gehört hat.) Aber so ist es ja öfters mit Split CDs…

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Los Fastidios – Siempre Contra (Mad Butcher)

losfastidios_shreddermagMit diesem Album sollte der Durchbruch der italienischen Vorzeige Oi-Streetpunks wohl gesichert sein. Die feine Mischung aus treibendem Punkrock, tanzbaren Ska-Tanznummern und breiten Backgroundchören bietet genügend Hitpotential, um ganz vorne mitspielen zu können. Ganz egal ob auf italienisch, französisch oder englisch: die politisch linke Message und der Kampfgeist kommt an und animiert. Genauso das solide Artwork, daß dieses Album schön abrundet und auf weiteres Matrial hoffen lässt.

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Abuela Coca – El Ritmo Del Barrio (Übersee)

abuelacoca_shreddermagEs begann 1991 in Montevideo, Uruguay: 9 MusikerInnen rafften sich auf, um die damals noch betitelten „Asesinos De La Abuela Coca“ zu gründen. Nach unzähligen Shows und mit gekürztem Namen stehen sie nun endlich, dank der Hilfe von Übersee Records, auch hier im Plattenregal. Zahlreiches Touren durch Südamerika verhalf ihnen zwar zu „regionalem“ Erfolg, allerdings schafftens es La Vela Puerca, Uruguays Exportschlager Nr.1, eher, in unseren Breitengraden Fuß zu fassen. Doch das soll sich ändern! Der hier gebotene Stilmix aus Reggae, Rocksteady, Jazz, Latin bis hin zu Rock funktioniert und eignet sich bestens zum Abschalten und Relaxen. Nur die Tracks mit den typischen Latino-Rap-Anleihen tanzen ein wenig aus der Reihe, die kommen immer so motivationslos daher, aber insgesamt ein entspannendes ordentliches Album. Anspieltipp: „Santa Soledad“.

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Sex Positions (Death Wish)

sexpositions_shreddermagWer zum Teufel steckt hinter dieser Band? Name noch nie gehört, keine Anhung, wo die herkommen, nur die Info, dass Kurt Ballou (Converge) als Produzent tätig war, lässt sich dem Booklet entlocken. Die Musik ist am ehesten als Hardcore zu bezeichnen, allerdings mit diversen Einflüssen von Deathmetal bis Punk und mit zeitweise starkem experimentellen Charakter (nicht zuletzt dank diversen Interludes aus allerlei digitalen Störgeräuschen). Ziemlich klar hingegen ist, dass diese Band ohne Ende bolzen kann, wenn ihr danach ist – was häufiger vorkommt… Auf jeden Fall lässt dieses Debüt Grosses erhoffen, erinnert es doch nicht selten an Bands wie Refused oder At The Drive-In. Wir bleiben dran…

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