Sogar Shredder Mag feiert Weihnachten!

M ü n c h e n – Nach einem besinnlichen Auftritt in Dachau, hielten sich die Berliner Punkrocker von ZSK noch eine Weilchen in der Weltstadt mit Herz auf. Diese Gelegenheit nutzten wir, um Joshi (Voc, Git) und Eike (Bass, Voc) bei Zimtstern und Kerzenschein einige Fragen zu stellen.

S: Ihr seid gerade auf Tour, wie läuftes denn momentan. Was gibtes zu erzählen?

J: Also es läuft fabelhaft, seit dem Album-Release sind wir ununterbrochen unterwegs. Wir waren 2 1/2 Wochen mit den Donots auf Tour, 1 Woche mit International Noise Conspiracy und spielen die ganzen Wochenenden immer. Insgesamt haben wir über 60 Shows gespielt dieses Jahr, schon ne ganze Menge.

S: Du erwähntest die Int. Noise Conspiracy, habt ihr Dennis Lyxzén kennengelernt?

J: Ja klar, 4 Shows haben wir schon mit den Jungs gespielt, 2 kommen noch, sind schon nette Typen. Interessante Menschen.
E: Wobei man auch sagen muss, dass das halt nicht mehr Refused sind.

S: Das ist ja die Tour zum aktuellen Album „From Protest to Resistance“, mir persönlich gefällt es besser, als der Vorgänger, weil es mehr Power hat und homogener wirkt. Welche Unterschiede gibt es zu „Riot Radio“?

J: „Riot Radio“ war unser erstes Album, das war alles neu für uns, so mit Produzent, richtiger Produktion und 2-3 Wochen aufnehmen im Studio. Beim neuen Album waren wir schon ein eingespieltes Team, wir hatten wieder den gleichen Produzenten und da war alles nicht mehr so neu und wir konnten uns einfach viel mehr auf die Songs konzentrieren und mussten und nicht mehr mit dem ganzen Drumherum rumärgern, das war viel relaxter.
E: Wir haben uns auch länger auf ins Studio gehen vorbereitet,…
J: …wir haben sehr viel mehr Songs vorher fertig gemacht, die Vorproduktion gemacht und dann wirklich die besten Songs rausgesucht und die auf die Platte genommen, so dass das ein Knüller wird und wir sind wirklich sehr zufrieden. Ausserdem waren wir im Horus-Studio in Hannover, das ist wirklich erste Sahne, da haben auch die Donots, Such A Surge und Guano Apes aufgenommen, da ist alles sehr professionell. Toningenier war Gerhard „Anyway“ Wölfle, der hat dann noch das letzte rausgeholt.

S: Mir persönlich gefällt der Song „Was uns noch übrig bleibt“ am besten. Dort geht es um verloren gegangene Freundschaften, basiert das auf realen Erfahrungen?

J: Der Text ist von mir und lyrisch frei erfunden, aber die Thematik hat man schon. Freunde mit denen man früher auf Punk-Konzerten war oder die sich die neue Good Riddance-Scheibe geteilt hat, sieht man ein paar Jahre später und dann ist da nichts mehr. Nur noch Smalltalk, das ist schon komisch. Ich kannes den Leuten ja nicht übel nehmen, dass die kein Punk mehr hören, ich möchte das ja auch niemendem vorschreiben, aber Leute, die früher die selben Ideen hatten sitzen dann vor einem und man denkt, da sitzt ein komplett anderer Mensch.

S: Auf eurer E.P. covert ihr „Wir müssen raus“ von Ton Steine Scherben, das ist ja schon ein heißes Eisen, da die Leute das Original sehr schätzen…

J: Wir haben auch lange überlegt, ob wir das überhaupt machen. Wir hatten auch viele Ideen, haben dann aber gesagt, wir covern nur ein Lied, bei dem wir auch völlig dahinterstehen und sicher sind, dass das auch gut wird. Es gibt nichts schlimmeres als schlechte Coverversionen.

S: Zum Thema schlechte Coverversionen, wie steht ihr zu reinen Coverbands wie Me First…, die ja am Anfang ganz lustig waren, mir mittlerweile aber auf den Sack gehen.

J: Me First.. sind ja ein Spezialfall, das ist einfach ene Spaßband, so ne Best-Of-Band, aber an sich find ich den ganzen Coverkram nicht so spannend. Ist mal ganz lustig sich anzuhören, bin aber nicht ein Mega-Fan davon.

S: Seht ihr euch, auf Grund eurer politischen Einstellung als Scherben-Nachfolgeband? Wobei man schon vorsichtig sein muss, dass überhaupt zu sagen.

E: Wir sehen uns schon in der Tradition linker deutscher Polit-Band, Scherben-Nachfolger ist aber eindeutig vermessen und darum gehtes ja auch garnicht. Klar haben wir unsere Position und es ist uns auch wichtig, dass wir die nach Aussen tragen.

S: Euer Wort zum Sonntag?

J: Heute? Ja München ist ene Scheiss-Stadt mit nur Arschlöchern mit Pelzmänteln und das kotzt mich unglaublich an.

S: Da fühle ich mich aber angesprochen, wegen meinen schicken Pelzunterhosen!

J: Haha, aber die hält wenigstens warm! Nein, wir lieben die coolen münchner Leute, die gestern bei unserem Auftritt in Dachau waren, wir kommen auf jeden Fall gerne wieder hierher und feiern mit Euch, weil ihr sehr gut im Biertrinken seid.

S: Obwohl ihr manche Lieder auf deutsch singt, zähle ich euch nicht zu den typischen Deutschpunkbands….

J: … damit können wir uns einfach voll nicht identifizieren, dass heisst nicht, das wir was gegen Deutschpunkbands oder Deutschpunks haben, aber es ist halt nicht so unser Ding. Wir sagen von uns immer, wir machen Skatepunk.

S: Wie sieht dann euer Publikum aus?

E: Klar sind da schon auch Deutschpunks im klassischen Sinne mit Hänge-Iro und so am Start, auch viele Kids…
J: Ja, viele Skatepunk-Kids, die Anti-Flag oder Good Riddance hören. Was ich dabei blöd finde, dass sich Ältere immer aufregen: „Bei ZSK-Shows sind immer so viele Kids“, aber ich finde das super, genau das wollen wir. Das junge Leute nachkommen, die sich für Punk interessieren. Es ist schlimm, wenn Ältere so arrogant über die Kids herziehen, die ja alles falsch machen. Mit 13 hab ich mich sicher auch nicht immer richtig auf Konzerten benommen… ich freu mich immer über junge Hüpfer im Publikum.

S: Ich bin ein großer Fan von deutschen Bands wie …But Alive oder Muff Potter. Was könnt ihr unseren Lesern, in diese Richtung gehend, empfehlen?

E: Turbostaat.
J: Und die ganzen …But Alive-Scheiben natürlich auch. Markus Wiebusch ist ein guter Freund von uns.

S: Ein großes Lob für die Bonus CD, die dem Album beiliegt. Hier kann man sich ordentlich über brisante Themen wie Tierrechte oder Abschiebung informieren. Wie kommt das bei den Leuten an?

J: Sehr gut! Wir bekommen unglaublich viele E-Mails und Rückmeldungen von Leuten, die sagen, sie hätten von dem ganzen Inhalt noch nichts gewusst. Darum ginges uns auch, wir wollen niemandem vorschreiben, was er tun soll, haben auch nicht DIE Lösungsansätze aber wir sollen schon sagen, warum wir was scheisse finden. So bieten wir den Leuten die Möglichkeit, sich zu informieren, ein bisschen hinter die Kulissen zu gucken, und zeigen einfach, warum wir solche Texte schreiben.

S: Welche Band hat Euch politisch besonders inspiriert oder wachgerüttelt?

J: Am Anfang waren es die Dead Kennedys und dann ganz klar Propagandhi. Großartige Band, die sind z.B. auch mitschuld, warum ich angefangen habe, Vegetarier zu werden oder mich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen.

S: Was haltet ihr eigentlich von Reunion-Shows? Die „Misfits“ haben letzte Woche ein Trauerspiel abgeliefert, die Spermbirds haben hingegen auf der aktuellen Tour übelst gerockt. Zerstört das eurer Meinung nach den Mythos oder die Legende einer Band?

E: Also Mythos und Legendenbildung ist ja erstmal fragwürdig… ist aber auf jeden Fall schwierig wenn klar ist, die Leute kommen nur zusammen, um das große Geld abzugreifen was die Kids bringen, nur um ihre Vorbilder nochmal zu sehen. Ich sehe das eher kritisch.
J: Grundsätzlich spricht aber generell nichts gegen ene Reunion, es gibt auch gute Reunions, so istes nicht. Wir haben allerdings vor einem Jahr mit den Dead Kennedys in Italien gespielt und das war einfach ein Trauerspiel. Ich habe die echt respektiert, aber das hat alles zerstört.

S: Noch man zu den Misfits: Eure Meinung zu conservativepunk.com?

J: Ach leck mich am Arsch, was für Volltrottel.
D: Ach das sind doch nur ein paar Vollidioten, die sind voll zu ignorieren. Da wird ein Riesenhype drum gemacht.

S: Auf dem Track „We Are The Kids“ sind Mitglieder von den Donots und Waterdown zu hören. Wie stehtes mit dem Kontakt zu anderen deutschen Bands?

J: Man lernt sich halt so kennen und da sind mache, mit denen kommt man ganz gut aus, mit anderen hat mal halt mehr zu tun. Zum Beispiel mit den Donots, die kennen wir schon sehr lange jetzt und das ist eine wirklich gute Freundschaft. In Berlin haben wir auch viel Kontakt zu anderen Bands, z.B. zur Terrorgruppe.

S: Als Nicht-Berliner könnte man den Core Tex oder das Wild At Heart kennen. Was gibtes noch? Bitte ein paar Tipps für unsere Leser.

J: Also in Kreuzberg und Freidrichshain ist die Auswahl ja sehr groß, der größte Laden ist nach vor das SO36 und sonst finde ich es immer cool, in die Köpi zu gehen. Das ist das letzte besetzte Haus in Berlin, die haben eine große Konzerthalle mit Platz für 300 Leute, dort haben wir auch schon gespielt.
E: Ansonsten einfach mal die Rigaerstraße in Friedrichshain hoch und runter saufen, das ist auch ne nette Angelegenheit.

S: Auf einer Fanpage (www.punkrockmaerchen.de) gibtes ein Quiz (Joshi fängt an zu lachen) bei den man, nach richtiger beantwortung aller Fragen, dich Joshi, nackt auf der Bühne sieht. Machst Du das öfters?

J: Ne, das passiert nur ganz selten, gehört eigentlich nicht zu meinem Standardprogramm.

S: An Hand eurer Internetadresse (www.skatepunks.de) kann man sehen, das ihr Skater seid oder mal wart. Was trifft da zu?

J: Also unser Schlagzeuger und ich sind früher sehr viel gefahren, gerade auch weil wir ene Zeit in den USA waren und viel mit der Skate- und Punkszene zu tun hatten. Gerade dort sind die Szene ja eng miteinander verbunden, hier ist das ja leider nicht so. Heutzutage bleib uns leider keine Zeit mehr dafür.

S: Skaten verkommt meiner Meinung nach immer mehr zu einem vermarkteten Style-Ding, wo überwiegend Hip Hop gehört wird und teure Klamotten an der Tagesordnung stehen. Seht ihr das auch so?

J: Die Gruppe der Skater die Punk hören ist definitiv viel kleiner als die, die Hip Hop hören… Mittlerweile ist Skaten ein riesiger Industriezweig und es bleibt dann einfach nicht aus, das sich da teure Marken einschmuggeln. Die Leute müssen einfach selber wissen, was sie machen. Wenn sich jemand seinen Volcom-Pulli für viel Geld kaufen möchte, dann soll er das doch machen, da hab ich keine Probleme damit. Es muss jeder selbst wissen, was er tun.

S: Was hört ihr denn noch ausser Punk? So weit ich weiss, gefällt dir Joshi, Darkest Hour sehr gut. Aber wenn man jetzt mal an ruhigere Töne denkt?

J: Ja! Wahnsinnig gute Live-Band. Justin Sanes Solo-CD ist auch sehr gut. Ansonsten sind leisere Töne einfach nix für uns glaube ich, ich kann das nicht ab.
E: Die Weakerthans, Bright Eyes.

S: Momentan bommt sog. Metalcore á la Killswitch Engage, gefällt auch das, oder seht ihr das als aktuelles Zeitphänomen?

E: Die neue Caliban ist schon ziemlich gut, mich flasht das schon, ich weiss nicht, wie das die anderen sehen.
J: Ach ich hör sowas auch ganz gern, aber ob das nun Trend ist oder nicht, darüber mach ich mir keine Gedanken. Mir ist das egal, ich hör das was mir gut gefällt.

S: In euerm Video „Keine Angst vor Euch“ wird in der Öffentlichkeit ordentlich Plakatiert und gesprüht. Seht ihr Streetart als Form von Protest, wie es z.B. der englische Künstler Bansky (www.banksy.co.uk) betreibt?

J: Ich findes immer super, wenn Künstler ihre Kunst nutzen, um auf die Sachen aufmerksam zu machen. Gerade in Berlin gibtes ja ein Haufen von Stencils und ich freu mich immer über politische Stencils und Wallpaper. Ich find das immer super, wenn Künstler sich politisch engagieren.

S: Wer ist für das ZSK-Design zuständig?

J: Eigentlich machen wir das alles zusammen und das ist uns auch sehr wichtig. Unser Schlagzeuger hat z.B. unser Cover entworfen, Eike hat eine Schablone daraus gebastelt und gesprüht, das haben wir dann wieder eingescannt und so weiter. Wir machen auch alle T-Shirts selber.

S: Gilt das selbe auch für euer Klamotten-Label Moshpit Clothing?

J: Wir haben natürlich Leute, die Moshpit Clothing für uns machen, wir selber haben einfach keine Zeit dazu. Da haben wir aber alle Fäden in der Hand und da geht auch nichts raus, was wir nicht abgesegnet haben. Gerade was graphische Sachen betrifft, da haben wir immer ein Auge drauf. Wir designen auch viele Anzeigen selbst, weil uns das sehr wichtig ist.

S: Das alles hört sich nach einer Menge Arbeit an, bleibt da noch Zeit für Hobbies?

J: Leider nein. Also im Moment gerade überhaupt nicht und das ist schon so langsam an der Grenze alles. Ich bin echt froh, wenn ich ein paar Tage in der Woche in Berlin bin, am Wochenende fahren wir dann schon wieder los und wir versuchen halt nebenbei noch unser Studium auf die Reihe zu kriegen. Ansonsten Hobbies…wir gehen in Berlin halt gerne zu Konzerten und Demos und solchen Sachen, aber neben der Band bleibt halt einfach keine Zeit für irgendwelche Hobbies.

S: Wenn man das alles so sieht, dann halte ich euch für eine sehr kreative Band, bis auf euren Namen. So weit ich weiss, kommt ZSK von ZK, dem damaligen Toten-Hosen Vorläufer. Ich finde es ein bisschen einfallslos, da einfach einen Buchstaben dazwischenzuschieben und dann zu sagen: „Das sind jetzt wir“.

J: Hey, das war einfach 97! Da war ich 14, wir hatten wir gesagt, wir machen ne Band und wir brauchen enen kurzen knackigen Namen. Da sagten wir einfach „ZSK“, weil wir finden ZK gut und keine Ahnung… wir haben einfach einen kurzen knackigen Namen gesucht. Ich meine wie toll ist der Name NOFX? Der ist auch nur toll, weil die Band so groß ist. Das war einfach das Ding und jetzt heißen wir halt so, es darf sich immer jeder selbst aussuchen, was das bedeuten soll.

S: Habt ihr Ziele für das nächste Jahr? Eine Tour in Amerika vielleicht?

J: Oh ja, wir haben ganz große Ziele. Erstmal ist unser Album auch in Holland erschienen, deswegen werden wir auch Holland-Shows spielen und dann erscheint im Februar auch ein internationales Album, wo wir englische Songs von ersten und zweiten Album raufkommen. Das kommt in ganz Europa raus und im März gehen wir 3 Wochen auf Europa-Tour. Die USA-Tour findet noch nicht statt, dass würde uns freuen, aber so weit sind wir noch nicht. Gerade als deutsche Band ist es sehr schwierig da Fuss zu fassen, da man immer einen deutschen Akzent raushört und das hassen die. Wir machen alles Schritt für Schritt und dann sehen wir mal, was passiert.

S: Ok, ein abschliessendes Wort an unsere Leser?

J: Ja, vielen Dank für das tolle Interview und wenn wir wieder in München spielen, seid ihr alle herzlich eingeladen, dann machen wir uns nen schönen Abend!
E: Richtig, ich danke auch.

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