Ramones – Rocket To Russia (Warner, 1977)
Wie man den Medien entnehmen konnte verstarb Joey Ramone vor kurzem an seinem Krebsleiden – möge er in Frieden ruhen. Ich brauche ja wohl jetzt nicht noch zu erwähnen das seine Band die Ramones schon zu Lebzeiten eine Legende waren! Was die Jungs aus New York da abzogen war einfach der Wahnsinn – nur drei Akkorde im Hirn und los geht’s! Die Punkrocker, die steht’s mit schlechten Frisuren, abgefuckten Chucks und zerfetzten Jeans durch die Gegend rannten waren von der ersten Stunde an dabei, brachten Unmengen von Alben heraus und beeinflussten unzählige Bands. Auch live begeisterten sie stets ihr Publikum, mit dreifacher Geschwindigkeit und mindestens 5 Songs am Stück etablierten sie ihre one, two, three, four!-Shows und verbreiteten so ein weltweites Ramonesfieber. Diese „Ramonesmania“ wird meiner Meinung nach am besten auf dem „Rocket To Russia“-Album demonstriert, denn Songs wie „Rockaway Beach“, Sheena Is a Punkrocker“ oder „Teenage Lobotomy“ zeigen deutlich auf, wer für die Punkrock-Bewegung erheblich mitverantwortlich war.
Misfits – Walk Among Us (Ruby 1982)
Die Misfits faszinieren mich auf Grund mehrerer Tatsachen: erstens sind sie die Band mit dem coolsten Outfit und zweitens, die Band mit dem coolsten Sound. Ihr eigenwilliger Friedhofsstyle, sei es bei ihren Texten, Covern, T-Shirts oder einfach nur an ihnen selber wurde oft kopiert, wie heißt es aber so schön: nie erreicht! Doch nicht nur das, sondern auch ihr konsequent durchgezogener Do-It-Youself-Gedanke, der Fiend-Club und Ihre Aggressivität auf der Bühne machten sie zu einem Phänomen der späten 70’er/ frühen 80’er Jahre. In insgesamt nur 6 Jahren Bandgeschichte kam beachtlich viel Material zusammen, die gelungenste Zusammenstellung von Songs erschien als „Walk Among Us“-LP und beeinhaltet unter anderem Titel wie „I Turned Into a Martian“, „Skulls“ und „Astro Zombies“ die den typischen Misfits Punk’n’Roll-Stil mit seinen unglaublichen Backgroundchören am Besten aufzeigen.
Pennywise – Pennywise (1991, Epitaph)
Sogenannte Melodycore- oder Skatepunk-Bands gibt es wie Sand am Meer, da sind wir uns einig. Die einen sind mehr die anderen weniger wegweisend… Pennywise zähle ich definitiv zu der ersteren Gattung! Ein Grund dafür nicht nur ihr zweites, selbstbetiteltes Album. Als dieses Brett im Jahre 1991 (!) erschien konnte man nach vergleichbaren Bands schon mal ein Weilchen suchen, zu professionell und konsequent gingen die Jungs da zur Sache. Die Spieldauer der 14 Tracks von 31 min. gibt schon mal die Richtung vor: sauschneller melodischer Punkrock dröhnt aus den Boxen, doch damit nicht genug– gepaart mit eingängigen Chören und geschickt platzierten Breaks entwickelten sie einen eigenen Sound der heutzutage von vielen Bands imitiert wird. Spätestens hier fallen die spielerischen Qualitäten von Pennywise auf: sie bolzen die Songs einfach nur so runter, ohne aber nur eine Sekunde verhaspelt oder unorientiert zu klingen. Die Tracks werden dem Zuhörer druckvoll und präzise serviert, so wie man es auch von allen folgenden Alben kennt.
Yuppicide – Fear Love (1991, Wreck-Age)
Yuppicide gegen die ganze Welt! Auf diesem Album wird mit jedem abgerechnet der ihnen nicht in den Kram passt. Angeprangert wird hier vor allem die Fake-(Yuppie)-Welt mit ihren Statussymbolen und Gucci-Kleidchen, andererseits die Regierung mit ihren Lügen, leeren Versprechungen, Genversuchen usw. Ein großer Teil der Songs dreht sich um Identitätsprobleme, die Aussichtslosigkeit des Alltags, oft in Verbindung mit Geld (welches meistens nicht vorhanden ist) oder einfach nur um Misstrauen gegenüber allen Menschen dieser Welt. Die Stärke der Band liegt aber nicht nur in den provokanten Texten, sondern auch ganz klar beim Gesang von Jesse Jones. Ein so rauher und knallharter in-your-face Orkan, triefend vor Hass jedoch motivierend und mitreißend zugleich habe ich selten gehört. Diese Power wird von einem astreinen Hardcore-Gerüst getragen und erreicht so zielsicher dein Zentrales Nervensystem und sämtliche Teile des Großhirns.
Monster Magnet – Spine Of God (1992, Glitterhouse)
Dave Wyndorf und seine Mannen beschreiben dieses Album wie folgt: „It’s a satanic drug thing you wouldn’t understand“ und damit haben sie auf Anhieb verdammt recht, denn dieser Drogenrock- eine Art Garagensound vermischt mit klassischem 70’ies- und Bikerrock- spinnt zuerst nur in den MM-Köpfen herum. Zu viele Effekte und Verzerrtes schwirren zusätzlich in der nebligen, psychedelischen LSD-Sphäre umher, die es dem Konsumenten etwas schwer machen alles greifen zu können. 8-minütige Reisen durch den Hallizunogenen-MM-Kosmos sind hier keine Seltenheit… Doch davon darf man sich nicht abschrecken lassen, einfach den Sound in sich reinsaugen und wirken lassen, dann fügen sich schon alle Verspulungen und Effekte mit dem Gitarren zusammen und ergeben ein unglaubliche Reise ins Jenseits. Dieses Album hebte Monster Magnet damals auf den Thron des Drogenrocks, heutzutage ein bisschen direkter und eingängiger aber immer noch genial.
Agnostic Front – To Be Continued (1992, Rough Justice)
Als ich mir dieses Album kaufte, faszinierte mich als ahnungslosen Teenager immer der Info-Text aus dem Booklet: „…a sound that combined the speed and energy of hardcore with the double kick drums and crunching riffs of metal and with the coming of the nineties and the passing of typical new york hardcore, agnostic front’s „One Voice“ has taken on an even more traditional metallic sound, bringing in a new level of energy and power!“ Wir haben es hier also mit einem Post-NYHC meets Metalriff auf 200 km/h zu tun- Songs wie „Victim In Pain“, „Your Mistake“, „Time Will Come“ oder der Klassiker „Crucified“ sprechen da für sich. Agnostic Front sind nun mal die Hardcore-Kings! Mich fasziniert vor allem die Atmosphäre die die Band von CD in dein Wohnzimmer transportiert, man ist irgendwann mal selber Teil einer New Yorker Straßenschlacht und brüllt die Refrains mit! Ob beim Schlägern oder im Tattoo-Studio, AF sind einfach nicht mehr aus der Hardcore-Szene wegzudenken.
Cause For Alarm – Cheaters And The Cheated (1996, Victory)
CFA geraten oft in Vergessenheit obwohl sie eine NYHC-Band der ersten Stunde sind, erklären kann ich mir das nicht. Sie kommen von Grund auf sympathisch rüber, da sie ohne jegliches Geschwätz a la DMS oder sonstigen HC-Stammtischparolen wie „Unity überall“ auskommen. In ihren Songs werden Themen wie Freundschaft, Politik oder Ignoranz zwar auch verarbeitet, aber auf eine intelligentere Art und Weise, da hier nicht nur wie bei vielen anderen HC-Bands, der bedeutungsschwangere Refrain rausgebrüllt wird. Hier werden ganze Geschichten erzählt die musikalisch erstklassig unterstützt, ein genialen Sound ergeben. Die Songs setzen sich aus straighten Riffs und schnellem verständlichen Gesang zusammen, teils gestärkt von überraschenden Rhythmuswechseln – Hardcore at it’s best! Im Booklet legt die Band zusätzlich allgemeine sozialkrititische Fakten auf den Tisch ohne einen jedoch gleich zum Krishna – oder Veganleben zu zwingen – so geht’s ja auch mal.
The Turbo A.C.’s – Winner Take All (1997, Renate/ Cacophone)
Den Turbo A.C.’s macht man so leicht nichts vor: mit einer „Hatred and Proud“-Attitüde, einem exzellenten Rock’n’Roll-Styling sowie einem Killeralbum im Gepäck überfahren sie dich einfach! Da nützt auch anschnallen nichts, die Turbos geben Gas und blasen Dir ihren von Surfguitarren infizierten Punk’n’Roll mitten in die Fresse! Statements wie „Fuck you man you don’t understand i’m a radioactive garbage man- you get smashed you get in my way!“ sind mehr als nur ein leerer Songauszug– es ist ein Teil ihrer Lebenseinstellung und das merkt man äußerst schnell. Sie ziehen eben ihr Ding durch und lassen sich nicht von irgend jemandem reinreden – der Turbo Action Club steht solide mit beiden Beinen im Leben. Sie machen einfach das was sie wollen, bedenken keine Konsequenzen, hauen sich lieber schnell noch ein Glas Motoröl rein, bevor es mit der größten Coolness der Welt in den Sonnenuntergang geht.