Seit Langem ist Skandinavien in meiner Vorstellung das europäische Rock’n’Roll-Wonderland. Wieviele coole Bands haben die paar Schweden und Norweger in den letzten Jahren hervorgebracht! Doch wie das immer so ist, Vorstellungen alleine sind auf Dauer auch unbefriedigend (darum: Fragt doch endlich mal die Mutter Eures besten Freundes, ob sie genauso für Euch empfindet, wie Ihr für sie!), darum: Zeit wenigstens dem dichter besiedelten Süden einen Besuch abzustatten! Darum schnell Flüge gebucht und ab nach Stockholm. Die geballten Erfahrungen und Geheimtipps der folgenden 2,5 Wochen gibt es nun hier in komprimierter Form und gratis!
Wie gesagt, Stockholm war das erste Ziel und entpuppte sich bereits am ersten Abend als super Stadt! Denn schnell war die grösste Punkrock-Disse ausfindig gemacht (der „Debaser„), wo gleich mal zwei sehr anständige schwedische Bands ihr Können unter Beweis stellten. Davor und danach wurden wir von Dregen (ja, der Dregen) auf’s Vortrefflichste beschallt. Eintritt frei, dafür kostet ein Bier (wie überall in Schweden) 5 Euro. Highlight ist der freitags dort stattfindende „Accelerator Club“. Eine Top-Veranstaltung mit guter Musik, ausgelassener Stimmung und Massen bildschöner Schwedinnen (und Schweden, werte Shredder-Leserinnen) – Hut ab! Sehr zu unserer Freude konnten wir schnell feststellen, dass 80ies-Hardrock-Glam-Fönmatten in Kombination mit Stretch-Jeans, Mötley Crue-Shirt und Riesen-Bandana ein gern gesehenes Outfit darstellen (Mädchen tragen auch Stretch-Jeans, dazu aber Eskimo-Stiefel). Mehr „fucking Axl Rose-Lookalikes“ wurden uns im „Medusa“ versprochen. Wohl aber an einem anderen Tag, denn als wir dort waren, kam nur Rammstein… Sehr vielversprechend sah auch der leider wegen Überfüllung geschlossene Club „Alcazar“ aus.
Nach ein paar hervorragenden Tagen, verspürten wir den Drang nach Abenteuer in der Wildnis und machten uns auf in den Glaskogen Nationalpark nahe der norwegischen Grenze. Dort sieht es genauso aus, wie man sich die schwedische Wildnis vorstellt, nur schöner. Gelbe Birken, kleine Seen, Ronja-Räubertochter-Wäder, zahlreiche Biber-Spuren, aber keine Elche („weil, hier gibt’s ja Wölfe“, wie uns ein freundlicher Norweger aufklären konnte)… auf jeden Fall alles ein Riesenkitsch! Da es schon Anfang Oktober war, trafen wir dort fast keine Menschen und gar keine Mücken.
Nach 6 Tagen Wandern machten wir uns mit geschundenen Füssen, einer Berserker-Kondition und einem ebensolchen Körpergeruch auf in die verheissene Stadt, Geburtsstätte von Turbonegro und Gluecifer: Oslo Rock City. Oslo ist schweinsteuer und ebenso super! Vorallem die kleine Kneipe „Robinet“ (betrieben von Bandmitgliedern der „Euroboys“) entpuppte sich als Juwel. Hat man Glück, wird man dort von extrem schlaksigen Norwegern zum Kiffen in Bang&Olufsen-WGs eingeladen oder atom-betrunkene (Wie die Skandinavier es schaffen, so besoffen zu sein – ein Bier kostet 8 Euro – haben wir leider nicht herausfinden können) Wikinger-Mädchen, die sich einem als Trondheimer Waldürfschülerinnen vorstellen, loben die „Brutalität“ der deutschen Sprache und singen einem „Underneath Your Clothes“ von Shakira auf deutsch vor und rezitieren in einem fort den „Erlkönig“. Wir hatten Glück.
Weniger Glück hatten wir in Örebro. Während am Wochenende im „Satin“ der „Klubb Idiot“ lockt, ist es dort unter der Woche in etwa so aufregend wie in Memmingen oder vielleicht Fulda. Nunja, wir waren unvorsichtigerweise von Dienstag bis Donnerstag da… Ein paar Tage Zelten auf der vor Stockholm gelegenen kleinen Insel „Möja“ (dort waren wir wieder mal die einzigen und die Natur zog erneut alle Kitsch-Register) rundete unsere Expedition ab. Zum Schluss noch das Fazit (Skandinavien rockt ohne Zweifel!) und ein Tipp für die ausgewogene Ernährung vor Ort: Lachs ist dort unverschämt billig und das günstige Lättöl (Leichtbier mit 2,8 – 3,5%) macht dann leicht betrunken, wenn man ein Sixpack pro Stunde trinkt.