Bad Religion – Suffer (Epitaph, 1988)
Dieses Album war die Initialzündung für die große Karriere, die Bad Religion damals bevor stand. Während zu dieser Zeit die meisten Punkbands noch mit dem guten alten Drei-Akkorde-Schema rumholzten, kamen die Herren um Greg Graffin und Mr. Brett plötzlich mit bestechend harmonischen mehrstimmigen Chorsätzen an, ohne dabei auch nur ein kleines Bißchen an Geschwindigkeit und Power einzubüßen. Ganz im Gegenteil, jedes (!) Lied entwickelt eine ungeheure Energie und setzt sich sofot im Kopf fest. Doch auch textlich ist dieses Album ein Meisterwerk. Mit der höchsten Fremdwortquote aller Punker und Texten, die ich ausnahmslos unterschreiben würde, hoben sich Bad Religion mit Leichtigkeit von den sonst so gerne gegröhlten Bier- und NoFuture-Klischees ab. Die Klangästhetik, die Bad Religion mit Suffer schuf, wirkt auch heute noch deutlich hörbar in vielen Punkbands fort. Kein Wunder also, dass dieses Album auch nach heutigen Maßstäben noch über alle Zweifel erhaben ist.
Red Hot Chili Peppers – Blood Sugar Sex Magic (Warner, 1991)
Sicherlich sind den meisten zumindest zwei Stücke (Rappen leicht gemacht mit „Give It Away“ und das später von den All Saints g’scheid in den Sand gesetzte „Under The Bridge“) bekannt, da dieses Album für die Band den absoluten Durchbruch bedeutete. Das Schlagwort der damaligen Zeit war Crossover (was immer das heißen mag..) und so fällt es leicht, den ein oder anderen Rap zu verzeihen. Von bleibendem Eindruck hingegen ist die unglaubliche Spielfreude (erwähnt seien hier auch die bezeichnenden 74 Minuten Spielzeit) und Funkyness, die einem aus diesem Werk engegenschlägt. Man merkt, das diese Band ein Haufen Freaks ist, die ihr Leben nur der Musik verschrieben haben. Kein Wunder also, das die Band nach fast 10 Jahren Planlosigkeit (nach dem Ausstieg des ursprünglichen Gtitaristen wurden 1372, dies nicht brachten, verbraten und wohl jeder in der Band war mindestens einmal Heroin-abhängig) in Originalbesetzung mit „Californication“ wieder ein legendäres Album nachlegen konnte.
Rage Against The Machine (Sony, 1992)
Ein weiterer Meilenstein ist das erste Album von Rage Against The Machine. Den bekanntesten Track „Killing In The Name Of“ kennt wohl jeder und die anderen sind absolut ebenbürtig. Wer damals im richtigen Alter war und nicht zumindest ab und an mal ein heiteres „Fuck you I Won’t Do What You Tell Me“ auf den Lippen hatte, hat definitiv etwas falsch gemacht und ist heute mit großer Wahrscheinlichkeit BWL-Student. Was mich damals umgehauen hat und mich auch heute noch beeindruckt, ist die unglaubliche Power kombiniert mit einer riesigen Kreativität, die einem aus jedem Lied entgegenschlägt. Darüber hinaus war der Sound, den die Band etabliert, damals ein absolutes Novum. Diese Mischung aus Hardcore und Funk in Kombination mit Zack De La Rocha“s Sprechgesang und den seltsamen Sounds, die Tom Morello mit seiner Gitarren herstellt, ist nach wie vor einzigartig entzieht sich jeder Schublade. Eine wahrlich wegweisende Platte.
Rancid – …And Out Come The Wolves (Epitaph, 1995)
Mit diesem Album haben Rancid die Messlatte für alle Bands, die sich Streetpunk oder Punk mit Ska-anleihen verpflichtet fühlen, verdammt hoch gesetzt, denn hier findet man die perfekte Mischung. „…And Out Come The Wolves“ ist der beste Soundtrack für Im-Rinnstein-Sitzen ohne dabei auch nur einen Takt „Schieß-doch-Bulle“-Peinlichkeit zu beinhalten. Die Jungs wissen, wovon sie singen, das steht fest. Am Anfang noch ein wenig gewöhnungsbedürftig sind die wirklich assligen Stimmen der Herren Armstong und Frederiksen, doch schnell merkt man, dass alles andere keinen Sinn ergeben würde. Darüber hinaus hervorzuheben sind die zum Teil fast schon virtuosen Bassläufe und das unfehlbare Händchen der Band für Refrains, die zu gleichen Teilen zum Mitgröhlen, Tanzen und Vor-Freude-Weinen einladen. Kurz und gut, wer diese Platte nicht in seiner Sammlung hat, soll doch bitte schön das Maul halten, wenn’s um Punk geht.
Kyuss – …And The Circus Leaves Town (Elektra, 1995)
Ohne Kyuss ist es schwer vorzustellen, das es die Bands Queens Of The Stoneage, Unida, Fu Manchu oder Che geben würde, in denen die damaligen Mitglieder nach der Auflösung untergekommen sind. Immer noch geprägt vom Sound aus der Wüste sind jedoch weitaus mehr Bands als die erwähnten, denn Kyuss das waren (und sind es immern och) die unangefochtenen Kings des Stoner-Rock. Dementsprechend waren die Hauptbeschäftigungen der Band auch in der Wüste sitzen, Musik machen und halluziongene Drogen nehmen. Was dabei herauskam, ist bisweilen bleischwerer Rock mit vertrakten Arrangements zwischen schleppendem Groove und leichtfüßiger Verspieltheit, aber immer mit einem Schuss Klapperschlange. Die instrumentalen Parts überwiegen werden aber gelegentlich von sehensüchtigem und sehr ausdrucksstarkem Gesang unterbrochen. Ein leichtes im Sound von Kyuss komplett zu versinken.
Social Distortion – White Light White Heat White Trash (Sony, 1996)
Das bis dato letzte Album der legendären Band rund um den lässigsten aller Rock’n’Roller: Mike Ness. Damals noch mit dem mittlerweile toten Dennis Danell an der Gitarre und Chuck Biscuits (remember Danzig…) am Schlagzeug. Das dieses Album nicht das Erstlingswerk einer Band sein kann, sondern das Ergebnis von über 10 Jahren Bestehen voller Rock’n’Roll-Livestyle ist, merkt man bereits mit dem ersten Takt. Die Texte sind abgeklärt ohne schulmeisterlich zu wirken, die Musik ist routiniert ohne auch nur eine Sekunde langweilig zu sein. Für mich eines der ehrlichsten und – auch wenn’s dumm klingt – ergreifensten CD, die ich habe. Hoffentlich bleibt das neue Social Distortion-Album (angekündigt seit Jahren…) nicht für alle Zeit ein Running-Gag. Zu guter Letzt noch eine Info für alle Schnäppchenjäger und Sparfüchse unter Euch: Diese CD wird – obwohl eigentlich unbezahlbar – mittlerweile meist für unter 20 DM verkauft. Also bitte blind kaufen und so oft hören bis es öde wird (schafft ihr eh nicht…).
Sublime – s.t. (MCA, 1996)
Die legendäre letzte reguläre Veröffentlichung der Heroen aus Long Beach. Leider erlag der Sänger auf der anschließenden Tour seiner Drogensucht, was das jähe und tragische Ende dieser phantastischen Band bedeutete. Faszinierend an diesem Album ist, wie stilsicher und geschickt hier die unterschiedlichsten Stile (viel Punk, viel Ska, ein wenig Reggae/Dub, ein wenig Rock, ein bisserl Pop,…) vermischt werden und daraus eine sehr abwechslungsreiche und dennoch homogene Mischung entsteht, bei der man schon nach jeweils wenigen Takten sicher sagen kann, dass sie so nur von Sublime kommen kann. Die Texte drehen sich um den täglichen Wahnsinn des Lebens, wobei immer klar ist, dass insbesondere das Leben in Californien gemeint ist. Dem Album liegen eine relaxte Grundstimmung und viele positive Vibes zugrunde, auf denen aber nur allzu oft ein düsterer Schatten lastet …it is hard to understand life ain’t hitler’s materplan. Spätestens mit diesem Album setzte sich Sublime ein Denkmal.
Abhinanda – The Rumble (Desperate Fight, 1998)
Echte Hardcore-Freunde kennen diese Band aus dem Refused-Umfeld hoffentlich sowieso, fleißige Shredder Mag-Leser aus dem Interview in der letzten Ausgabe und dem Rest sei es noch mal gesagt: Dieses Album ist ein echter Meilenstein und es ist eines der großen Rätsel meines Lebens, warum das nur so wenige Leute wissen. In jedem Lied steckt pure Energie und auch wenn diese Formulierung ausgeleiert ist und auch gerne mal für KPO-Hardtrance-Hymnen verwendet wird, in diesem Fall trifft sie den Punkt am Besten,denn das ganze Album kommt einem vor wie eine gewaltige Energie-Entladung. Abhinanda grindet alles nieder, was im Weg steht, dennoch ist der Noise-Faktor trotz ordentlicher Härte eigentlich relativ niedrig und auch die immer wieder überraschenden Breaks, lassen das Album intelligenter wirken als der Sound von Bands wie etwa den Oberbolzern Entombed, auch wenn man klanglich verwandt ist. Also bitte bitte unbedingt mal anhören, verdammt, ich meins doch nur gut!