Shredder Einlauf #10: Mode
Zugegeben, blind zu sein, ist vermutlich mitunter schon ein wenig unpraktisch. Die Orientierung im Alltag ist erschwert, Snowboarden oder Skaten kann man ziemlich vergessen und Pornos gucken verkommt zum albernen Bumsgeräusche-Erlebnis. Eines bleibt einem jedoch erspart: Man muss sich nicht täglich mit der Scheisse auseinandersetzen, die ein Grossteil der Bevölkerung als Kleidung trägt. Das Thema Mode bleibt aussen vor. Ja, es kann einem egal sein. Egal! Uns geht es da schon anders. Egal, ob bei der samstäglichen Shopping-Tour zum Dallmayer (bei der Qualität von Lebensmitteln machen wir keine Abstriche), abends im P1 oder mitten am hellichten Tag, irgentwo in einer beliebigen Strasse (z.B. auf dem Weg von zu Hause zum Aston Martin-Händler), überall schlägt einem der in hässliche Kleidung manifestierte schlechte Geschmack mit voller Wucht ins Gesicht, beziehungsweise auf den Magen. Kleinste Wege verkommen zur Deppen-in-Scheissoutfits-Safari.
Nun, seit Jahren probieren wir immer wieder im Shredder Mag einzelne Aspekte des Themas Mode aufzugreifen und so unseren werten Lesern zu helfen, die schlimmsten Fehler zu vermeiden. Doch seien wir ehrlich: Viel haben wir damit nicht erreicht. Immer noch sehen wir fast täglich Leute mit Schlüsselbändern, T-Shirts mit Sprüchen, dummen Bärten,… es ist ein Trauerspiel! Doch, die Hoffnung stirbt zuletzt, darum hier ein weiterer Versuch im Kampf gegen den schlechten Geschmack und beschissenes Aussehen. Vielleicht der letzte, bevor wir uns resigniert und verbittert in unsere Chalets im Tessin zurückziehen, das Haus nicht mehr verlassen und lustlos und übellaunig die uns noch verbleibende Zeit mit südamerikanischen Unterwäsche-Models totschlagen.
Fangen wir mit einem steten Quell komischer Kleidung an: der Jugendkultur. Jugendliche wollen sich von der Erwachsenenwelt und untereinander unterscheiden. Darum organisieren sie sich ganz nach Neigung in Gruppen, die gemeinsame Hobbies und Werte teilen, und achten peinlich genau darauf, dass sie a) anders als Erwachsene und Mitglieder anderer Gruppen und b) exakt wie alle anderen in der eigenen Gruppe aussehen. Dies treibt mitunter ziemliche Blüten, die wir nun ausreissen und am Boden zertreten wollen.
Fairerweise geht es mit der Jugendkultur los, der wir uns am nähesten fühlen an: Der gute alte Punk verkommt bei Konzerten leider regelmässig zur Klon-Veranstaltung. Folgende Prototypen fallen ins Auge: Der Schicki-Punk (gepflegt-asslig, mehr Accessoires als eine Oma Porzellanpuppen auf dem Sofa, hat schon mal ein Lied „The Clash“ gehört und kauft seit dem alles an Buttons und Aufnähern, was man von denen so kriegt), der Skinhead (hier kann man sich besonders stereotyp kleiden, z.B. einfach mal ein Fred Perry-Shirt zu Hochwasser-Jeans anziehen – wow!), der Skater (nach Möglichkeit alles von Vans oder Volcom und die Hose nicht zu eng), der Rocker (dunkle Jeans, Stiefel, Schleim in den Haaren, viele Ketten, Tätowierungen) und der Hardcore-Typ (Mischung aus Skater und Skinhead). Bevor nun der Einwand kommt, wir von der Shredder Redaktion wären selbst nicht ganz gefeit, Elemente der oben genannten Outfits in unser Äusseres zu integrieren, wechseln wir schnell das Thema und hacken lieber auf den Alternative-Grunge-Spastis rum, denn die kann wirklich keiner leiden und geben damit ein prima Opfer ab. Also meine lieben eine-Mark-Kurt-Cobains mit verlauster Scheiss-Zottelmatte: Schlechter Körpergeruch und ungewaschene Haare sind kein guter Weg, um seine Verachtung für die Gesellschaft auszudrücken, ein Ziegenbart ist nicht freaky, sondern für Wichser, und auch Wolle Petry und Axl Rose tragen zerrissene Jeans. Darum unser Vorschlag zur Güte, eine Kippe könnt Ihr Euch noch drehen, dann aber marsch ab in Bett und morgen brav ein neues Leben angefangen!
Besonders alberne Kleidung tragen die Anhänger einer weiteren Jugendkultur: die HipHopper. Unserer Interesse an HipHop (ist ja übrigens nicht nur Rap, sondern auch Breakdance und Grafitti – wusstet Ihr das schon…) sollte hinlänglich bekannt sein, unsere Meinung zum zugehörigen Kleidungsstil wird hiermit nachgereicht: Das kalte Kotzen kommt uns, wenn wir diese kleinen, beschissenen HipHop-Proleten und Pausenbrot-Gangster sehen. Immer schön einen auf Pimp machen, rumprotzen und sich in der Gruppe stark fühlen. Wow, gute Leistung, Jungs! Dazu im scheiss XXXL-Frottee-Trainingsanzug-Schlabber-Look rumgammeln und sich gegenseitig einen reinclappen, wie cool man doch wieder ist. So ein lächerlicher Aufzug gewinnt höchstens bei einer Pyjama-Party einen Preis: den des größten Arschlochs nämlich. Uns regen auch immer wieder die 17jährigen Hasenbergl-Prolls auf, die mit spärlichem Schnauzer im C&A-Anzug einen auf oberlässigen Westcoast-Champagner-Hustler machen, sich in Wirklichkeit aber mit „Dr. Katlenberger Erdbeer-Schaumwein“ für 1 Mark die Rübe wegballern. Geht’s noch ärmer? Allein schon die Marken : Pelle Pelle (was?!), Southpole, Karl Kani (der berühmte Designer aus New York – ahhhhh!). Geht‘s noch beschissener? Um das Ganze abzurunden, werden an beiden Ohren Plastik-Brillianten (sog. „Bling-Bling“) zur Schau gestellt, nicht zu vergessen die riesigen Goldketten und die Ghetto-Strümpfe (Anti-Thrombose?), als Kopfbedeckung. Wer so rumläuft, ist immer und definitiv ein Arschloch. Wir gehen hier nur nach den äußeren Werten? Gut erkannt!
Von einer weiteren Gruppe, dachten wir eigentlich, dass sie längst ausgestorben wäre: Die Raver. Aber es gibt sie noch und sie schau‘n auch immer noch gleich aus. Hässlich nämlich. Kaum eine Jugendkultur gibt sich soviel Mühe, sich Outfits dermassen an den Haaren herbei zu ziehen. Um so absurder, um so besser – ein echter Höhepunkt der Jugendkultur. Stellt Euch Samstag Abend an den Ostbahnhof und geniesst die Aussicht. Wahnsinn! Unglaublich! Die männliche Fraktion (mind. 1.80m, max. 40 kg, ungesunder grau-grün-gelb-fahler Teint) picklige, gepiercte Teeniegesichter, riesige trompetenförmige Arschloch-Hosen und „Stachelrucksäcke“. Die Frauen (max. 1.50m, max. 30 kg oder min. 130 kg, ungesunder grau-grün-gelb-fahler Teint) trumpfen mit 30 cm Plateausohlen, den obligatorischen Pickeln (vom vielen Ecstasy, ha ha) und allerlei Flokati auf. Dazu (Geschlecht egal) lustige Frisuren, bei denen bunt gefärbte Stacheln in den Himmel starren und sich dabei wünschen, aus jemand anderes Kopf zu wachsen, und die Kleidung nach Möglichkeit aus Materialien, die für Kleidung gar nicht geeignet sind: Neopren, Teflon, Asbest, Kryptonit oder einfach mal die gute alte Alu-Folie. Liebe Raver, weiter so, Ihr seht zwar scheisse aus, tragt jedoch wenigstens zu unserer Erheiterung bei.
Der Spaß hört aber ganz schnell wieder auf, wenn man einem Atomic-Café-Pseudo-jetzt-Magazin-Intellekto-Penner über den Weg läuft! Wie kann man denn freiwillig ein braunes Cord-Sakko mit noch brauneren Flicken am Ellenbogen, darunter eine (stinkende) Adidas-Trainingsjacke (weil vom Kleidermarkt) und dazu am besten alte Sneaker (wie Adidas „Gazelle“ – sind wir im Zoo?) oder original Turnschuhe von der Bundeswehr tragen? Verstehen wir das falsch, die wollen doch eins auf die Fresse, oder? Aber damit nicht genug, der ständige „Ich bin eh viel geiler, als ihr alle, weil ich studiere Germanistik (oder ähnlichen Scheissdreck) und hab Kafka und Hesse unter’m Kopfkissen“-Gesichtsausdruck tut sein übriges, genau wie die obligatorische, dicke Hornbrille und die selbstgedrehten „American Spirit“-Zigaretten (oder mindestens NIL). Dieses „ausgefallene“ Outfit und leichte Züge von Arroganz, würden gerne als Understatement und Individualität gewertet werden und sollen zeigen, dass diese Penner einen „eigenen“ Kopf haben. Hm, diesen soll ihnen doch bitte einfach mal jemand abschlagen…
Und wenn wir schon von blöden Germanistik-, Komperatistik- oder Theaterwissenschafts-Studenten reden, dann widmen wir uns doch gleich dem gesamten Studentenpack. Über eine große Gruppe gleich gesinnter, die Juristen und BWLer nämlich, müssen wir uns mal näher unterhalten, denn die denken auch ganz gerne mal, sie wären was „ganz besonderes“. Warum? Sind gefälschte Ralph Lauren-Komplettoutfits (aus Rimini für 10 Euro) oder rosa Poloshirts mit hochgeklapptem Kragen (wichtig: NIEEEE den Kragen hochklappen! Wieso auch?) etwa DER Renner? Sind Männer, die Caprihosen tragen, auch nur ansatzweise sexy? Kann man Pullis noch dümmer tragen, als locker über die Schultern hängend? Muss man rumlaufen, als wolle man gleich zum Golfen oder zum Segeln? Unsere Antwort: Nein.
Die Großfamilie der Nerds – also alle Anhänger der technischen Studiengänge – kommt, wenn man es genau nimmt, mit einen einzigen Kleidungsstück aus: dem Anorak! Dieses modische Meisterwerk kombiniert auf spektakuläre Art und Weise, das Praktische mit… ja mit was eigentlich? Um so mehr Bändsel, Reißverschlüsse und Taschen, um so besser! Ich muss nicht noch erwähnen, dass der gemeine Anorak ausschliesslich in den Farben „senf“, „flieder“, „Flitzekacke“ oder „mittelgrau“ erhältlich ist, oder? Mit 100%iger Sicherheit kann man darunter einen Fleece-Pulli entdecken. Über diesem Gesamtkunstwerk baumelt dann der gute alte „TU München“-Rucksack, den man eigentlich schon am ersten Studientag verbrannt haben sollte, oder wahlweise werden die Studienunterlagen und die neuste Ausgabe der „CB-Funk World“ im schnieken Handkoffer im Platinen-Design herumgetragen. Ihr kleinen miesen Arschlöscher!
Kommen wir nun zu den restlichen, übrig gebliebenen Jugendlichen und „Junggebliebenen“. Diese Kandidaten lassen sich weniger durch ihre mittels Kleindung zur Schau getragene Gruppenzugehörigkeit identifizieren, als durch den dringenden Wunsch (bitte, bitte, bitte, bitte), irgendwie „stylisch“ auszusehen. Der dezentere Fan elektronischer Musik zum Beispiel erfreut sich an sogenannter „Clubwear“. Wir nennen diesen Typ mal der Einfachheit halber mal „dummes Medien – Arschfick – Drecksficker – Huren – Klugscheisser – kurzer – Pimmel – Möchtegern – Metro – Arschloch“. Merkmale der männlichen Exemplare wären da in etwa: ärmellose Hemdchen, dicke Holzketten, Stylo-Sonnenbrillen (z.B. mit Farbverlauf – seit 10 Jahren der heisseste Mode-Geheimtipp…), hellblaue Jeans mit „abgefahrenen“ Taschen, Stickereien und Nähten, riesige Gürtelschnallen, das obligatorische Schlüsselband (Wie oft sollen wir es denn noch sagen?), silberne Nikes oder Puma-sieht-aus-wie-ein-Fussballschuh-ist-aber-keiner-Scheisso-Latschen und – aber darauf kommen wir später noch einmal zu sprechen – Meshback-Caps. Die weiblichen selbst-ernannten „Stylerinnen“ zeichnen sich vor allem dadurch aus, möglichst wenig an zu haben (was aber eigentlich schon wieder ganz OK ist).
Tja, irgendwann ist auch die Jugend vorbei und der „Ernst des Lebens“ (der ganz nebenbei übrigens meinen Sack fressen kann) fängt an. Naja, eines Tages erwischt es einen, man landet in einer beschissenen Firma (die z.B. Fugendichtungen für Lüftungsanlagen herstellt), muss arbeiten und stellt sich – wahrscheinlich zu ersten Mal – in seinem kümmerlichen Leben die Frage: „Was ziehe ich an?“. Doch hier gilt eine einfache Gesetzmässigkeit: Wer als Student schon scheisse aussah, der langt auch im Beruf zielsicher ins Fettnäpfchen. Und so entsteht es dann – ein Panoptikum hässlicher „Business-Kleidung“: Die bunte Fliege (gern getragen von Wahlforschern und Chefvolkwirten), Schnallen-Lack-Leder-Slipper mit Bommeln an den Füssen von Osram-Angestellten („Hey, die sehen auch zu meinen Armani-Karotten-Bügelfalten-Jeans chic aus.“) und Informatiker, die auch noch mit 40 so aussehen, als hätte ihnen Mutti die Kleidung rausgelegt (was – heilige Scheisse! – wahrscheinlich meist sogar auch noch die Wahrheit ist). Bankkaufmann-Azubis beweisen in schlechtest sitzenden, bordeauxfarbenen Arsch-Sakkos am Schalter ebenso wie angehende Sekretärinnen, die sich in ätzende 100%-Polyester-Kostüme zwängen und krampfhaft versuchen, gut und kompetent auszusehen (momentan angesagt: das Modell „Presswurst“), stilsicher null Geschmack. Ach ja, falls jemand gerade zu schnell gelesen hat, kein Problem, wir weisen noch mal darauf hin: die Farbe Bordeaux ist generell immer tabu! Scheissfarbe! Aber hallo!
Der harte Arbeitstag geht zum Glück auch im schlechtesten Outfit vorbei und schläft man zu Hause nicht sofort auf dem Sofa vor einer Wiederholung „Golden Girls“ ein (was ein Leben!), lauert ein Feierabend voller langweiliger gesellschaftlicher Verpflichtungen oder langweiliger Rendezvous mit langweiligen Sexualpartnern in spe auf einen und damit eine weitere Klippe der Modewelt, die erfolgreich umschifft werden möchte: die Abendgarderobe. Ein zugegebenermassen schwieriges, aber nicht unlösbares Thema. Der Großteil der Bevölkerung ist jedoch hoffnungslos überfordert, wenn ein Geschäftsessen, die Hochzeit des besten Kumpels oder der 50. Hochzeitstag der Eltern auf der Agenda stehen. Manch (vermeintlich) cleverer Kopf löst das Problem im Handumdrehen mit einem Frack. Falls man nicht gerade zufällig Konzert-Pianist oder amtierender Pinguin-Wettbewerb-Vize-Weltmeister ist, leider fast immer falsch. Wer uns nicht glaubt, dass Fracks nicht gut sind, der sei darauf hingewiesen, dass sowohl Thomas Gottschalk, als auch der gute alte Dieter „Diddi“ Thomas Heck stets im Frack auftreten. Und die beiden sind… na…. kommt Ihr drauf? Am härtesten trifft es die Kleinen unter uns, die vor einem „besonderen Anlass“ von Mutti so richtig „rausgeputzt“ werden. Tja, wenn die Eltern schon nix drauf haben (er im roten Sakko mit gelben Tüchlein in der Brusttasche, sie im türkisen Rüschen-Inferno), haben auch die Kinder nix zu Lachen. Diese armen Schweine werden dann von Mutti in ein riesiges, farbiges Sakko gesteckt, der obligatorische Seitenscheitel darf nicht fehlen, so dass der Rest der Familie den ganzen Abend über den „jungen Mann“ redet und staunt, wie erwachsen er doch schon ist. Im Regelfall sehen aber die Gastgeber am beschissensten aus, da immer zu wenig Zeit fürs Styling eingerechnet wird und den Gästen dann in Bademantel, mit Lockenwicklern im Haar, die Tür geöffnet wird. Besonders krass sind Hochzeiten, wie man sich in den Auslagen von Fotogeschäften (Abteilung: Hochzeitsbilder) überzeugen kann: 160kg-Sachbearbeiterinnnen träumen im kitschigen rosa-schiller-Plastik-Prinzessinnen-Outfit (Farbe: „plexiglass“) von der großen Liebe, während der Bräutigam im fiesen rot-grün schillernden Anzug (so ein glänzender Ätzo-Stoff – keine Ahnung wie der heißt – aber Ihr wisst hoffentlich, was wir meinen) mit besticker Weste und (klar) Schnauzer, eine ähnlich schlechte Figur abgibt. Ein Traum!
Nach der Hochzeit ziehen die Jahre ins Land, von heute auf morgen kommen die Wechseljahre und die Braut von damals denkt: „Jetzt muss ich mich mal verändern!“. In dieser Phase brauchen diese Frauen dann extra beschissene Outfits, die total „abgefahren“ wirken sollen und „mal was anderes“ sind. Dazu zählen lustige Brillen (z.B. achteckige Gläsern im dreieckigen Rahmen), unsymmetrische Frisuren, übertrieben lange Ohrringe (selbstverständlich nur EINER) und total „freche“ Kombinationen wie z.B. einen Rock über der Jeans tragen oder Pullis mit nur EINEM Ärmel. Wir empfehlen, die Frustration über die Nichtigkeit des Seins entweder zusammen mit einem qualifizierten Therapeuten zu bearbeiten oder einfach Tabletten-abhängig zu werden, aber nicht, zum Schaden der Umwelt in dummer Kleidung auszuleben. Der „freche“ Kleidungsstil ist bei Männern eher selten, aber das wird durch ein anderes Patentrezept für schlechtes Aussehen wett gemacht, das seine Ursprünge in den 90er Jahren hat und von uns mal „Andreas Türk-Style“ getauft wird (ganz nebenbei, ist der nicht mittlerweile wegen Vergewaltigung im Knast?). Dazu benötigt man lediglich einen Anzug (C&A reicht dicke) und ein übertrieben knalliges Hemd (gerne türkis, lila oder orange und schön weit offen lassen) mit 70iger-Jahre-Riesenkragen, den man dann gewitzt über den Kragen des Sakkos schlägt , so dass dieser komplett verschwindet. Wie lustig! Kein Talkmaster, der etwas auf sich hielt, kam ohne diesen modischen Fauxpas aus! Halt: Mir fällt spontan Arabella Kiesbauers „Kartoffelsack-Faltenrock mit Fellstiefeln und wallender Rüschenbluse“ oder Hans Meisers „Grau-in-grau-in-grau-Langweilo“-Outfit ein, aber das sprengt hier eindeutig den Rahmen. Wir wollten das alles nur der Vollständigkeit halber erwähnt haben, heutzutage trägt eigentlich niemand mehr so ein total dummes ein Talkmaster-Outfit – bis auf wenige Ausnahmen: Big Brother-Deppen, Comedians oder Schlagersänger pflegen dieses Tradition schon noch mit Ehrgeiz. Fällt Euch da was auf?
Vom Schlagersänger ist’s nicht weit zum Musikantenstadel und zur Wies’n – unsere nächsten Tatorte, denn: es geht um Lanshausmode. Ihr wisst schon diese Möchtegern-Tracht-Fantasia-Scheisse. Hier ist es mal wieder nötig ein generelles Verbot auszusprechen: Landhausmode geht garnicht! So ein Müll: Klamotten aus alten DDR-Postsäcken mit tollen Kordeln und Lederapplikationen, sau-unmotiviert mit irgendwelchen Frakturschriften bedruckt (Aufschrift: Wurstsalat, Ammergauer Postillion 1746 oder Lech am Inn (!)…) sind einfach nur blöd und überflüssig. Genauso wie diese ekligen über 50 Jährigen Sonnenstudio-Exjunkie-Schabraken in Leder-Landhaus-Hot-Pants, die einem nach 21:30 Uhr auf der Wiesen zu Nahe kommen. Bäh! Ach so, noch was: wer sich im übrigen nicht als CSU-Burschenschafts-Affe outen möchte, sollte auch die Finger vom Trachtensakko lassen.
So ein Stress. Da hat man sich schon mal ein wenig Urlaub am Meer verdient. Doch auch hier das selbe Bild. Neben viel nackter Haut (die man meist lieber nicht sehen würde) fallen einem hier vor allem Männer in String-Badehosen auf. Ein besonderr Trend bei jüngeren Semestern: Sobald ein Strand in der Nähe ist, machen alle Klamotten-mässig schön einen auf lässigen Surfer (hahaha, wir auch), aber keiner kann’s.
Grandiose Überleitung zu Sportbekleidung! Hier gilt gerne mal die Devise: funktional (wobei die Funktionalität in der Regel in der Marketing-Abteilung und nicht im Versuchslabor ersonnen wurde) und bunt. Besonders bei Radkleidung geht’s voll ab. Wer kennt nicht die 50jährigen Penner, die sonntags die Landstassen auf Ihren 6.000€-Atom-Rennrädern unsicher machen und 43-farbige Trikots mit 5-farbigen Helmen und 9-farbigen Radlerhosen tragen. Überhaupt:: Radlerhosen, bzw. Leggins (bei Joggern gern gesehen) haben eh schon mal prinzipiell nicht an Männerbeinen zu suchen. Wo sollen denn da die Geschlechtsorgane hin? Ah, verstehe: Welche Geschlechtsorgane… Aber: Wer fleissig joggt, muss wenigstens nicht auf der Würdeleiter in den Keller steigen und im Übergrössen-Laden unter dem Motto „Dick & Chic“ oder „Modische Kleidung für starke Frauen“ kaufen. Hier die traurige und ungeschminkte Wahrheit: Kleidung, von der behauptet wird, sie würde Fettsein kaschieren, brandmarkt meist den unglückseligen Träger, als mit seiner Figur unzufrieden, macht ihn aber leider nicht mal optisch dünner.
So jetzt reicht’s aber langsam! Beim Schreiben wird einem noch mal so richtig bewusst, was einem da tagtäglich eigentlich alles zugemutet wird! Und weil das Inferno, was die meisten schon bei der Wahl von Hose und Oberteil anrichten, noch nicht schlimm genug ist, gibt es auch noch so etwas wie Accessoires. Die machen alles immer noch viel schlimmer machen, z.B. kleine Ansteck-Teddybären auf dunkelgrünen Spiesser-Mänteln (seinerzeit tatsächlich gesehen bei einem Mädchen in der Nachbarklasse). Schockierend! Viel populärer ist aber der Mist, der mit Kopfbedeckungen gebaut wird! Wir greifen nur zwei Kategorien auf: 1. witzige Kopfbedeckungen (z.B. Wies’n-Hüte im Fass-Design, Cap mit Solarzelle und Ventilator, unzählige bunte und kein bisschen witzige Raceboarder-Plüsch-Kopfbedeckungen mit tausend Bommeln,…). Noch mal für alle, die beim Shredder Mag-Artikel über „lustigen T-Shirts“ nicht aufgepasst haben: Kleidung ist kein Ort für Witze. Witze erzählt man sich, man trägt sie nicht! 2. Kopfbedeckungen, die mal sau-in waren, es aber schon lange nicht mehr sind, von ewig-Gestrigen aber immer noch getragen werden (Cowboy-Hut: in 1998, Meshback-Cap: in 2000). Wenn Ihr den Schmarr‘n schon nur tragt, weil’s mal in war (und einen anderen Grund, in Mitteleuropa abends in der Disse einen Cowboy-Hut zu tragen, kann ich nicht erkennen), dann gebt Euch wenigstens die Mühe und tragt das Zeug nur so lange, bis es auch der hinterletzte Depp beim H&M kaufen kann.
Ein weiteres Accessoire ist der Gürtel. Hier haben uns schon viele Dinge in den Augen gebrannt, doch wir wagen uns nicht auf’s Glatteis und massen uns ein Urteil an, denn: Von Gürtel haben wir vom Shredder Mag keinerlei Ahnung. Unsere Hosen (so wir denn welche tragen) halten dank Augustiner-Bauch und Dauererektion auch ohne Gürtel! Nur bei einem Aspekt sind wir uns trotzdem sicher: Bitte nix an den Gürtel dran machen (Handy, Leatherman, Kotelett) – dafür gibt es Taschen.
Schlimm, schlimm, schlimm. Man kann soviel falsch machen! Genau das denken sich auch die sogenannten „Normalos“. Hier wird scheinbar „nicht so viel Wert auf teure Markenkleidung“ gelegt und vorsichtshalber nur bei Konen und im Hertie von der Stange gekauft. Zum Glück kann man diese Sachen ja prima miteinander kombinieren, so dass man fast nie auf GENAU dasselbe Outfit trifft, das man gerade selbst trägt. Es hat den Anschein, als wollen diese Menschen durch ihr Handeln, dem angesagten Modediktat aus Film, Fernsehen und Hochglanz-Zeitschriften trotzen, als legten sie keinen Wert auf Äusserlichkeiten (wo schliesslich auch die inneren Werte das sind, was zählt… jaja). Doch leider steckt hinter dieser Einstellung meist kein cleverer Schachzug wider die Oberflächlichkeit, sondern Einfallslosigkeit, Unkreativität und Langeweile. Liebe Freunde, wir wissen, es ist knifflig, aber Ihr macht es Euch nun wirklich zu einfach!
Für alle, die nun überfordert sind und gar nicht mehr wissen, was sie tragen sollen, wollen wir nun zum Schluss noch die Shredder-Patentlösung geben, aber zuerst muss noch eine Grausamkeit erwähnt werden. Wir wollten es uns ersparen, uns drum drücken, doch es hilft nichts: der Partnerlook kann nicht unerwähnt bleiben. Uns fehlen die Worte. Nichts fällt uns dazu ein. Warum?
So, jetzt aber noch ein Outfit, dass man immer tragen kann, zu Hause, im Büro, auf Parties – immer sieht man darin gut aus und gemütlich und preisgünstig ist es auch: das gute alte Stüberl-Asso-Outfit. Jeans mit Gummizug, buntes Hemd (Polyester-Bauwoll-Mischgewebe) und dazu eine Lederweste. Oder einfach mal im Trainingsanzug. Oder für die Maskulineren unter uns mit UncleSam-BodyBuilding-Hose und Bomberjacke. Eins dieser drei Outfits passt zu jeden, darum keine faulen Ausreden mehr und schnell auf zum Woolworth… Die schlechtgekleideten Zeiten sind vorbei!
Euer Cosmopolitan Mag